Der „King of Laughter“ ist Eduardo Scarpetta im Neapel um 1900. Höchst erfolgreich perfektioniert er ein parodistisches Theater für alle, das das intellektuelle Drama der sogenannten ernsthaften Autoren konterkariert. Als er ausgerechnet ein Stück des späteren Faschisten Gabriele D’Annunzio persifliert, kommt es zu einem historischen Gerichtsprozess um die künstlerische Freiheit der Parodie.
Mario Martone hat für sein konzentriertes Biopic dieser historischen Theaterfigur keinen Geringeren besetzt als Toni Servillo („La Grande Bellezza“), selbst ein passionierter Bühnenschauspieler und Theaterregisseur. Der ist außer mit „Qui Rido Io“ noch mit zwei weiteren Filmen am Lido zu Gast (Sorrentinos „È stata la mano di Dio“ und „Ariaferma“ von Leonardo di Costanzo). Im Interview spricht der Neapolitaner Servillo über die spezielle Ironie und Sprache seiner Heimatstadt. Als flamboyanter Theater-Patriarch und polyamouröser Familienmensch Scarpetta darf er sich aber besonders überschwänglich austoben und am Ende ein flammendes Plädoyer für die Freiheit auf der Bühne halten. „Qui Rido Io“ bedeutet „Hier lache ich“, eine Inschrift an der Mauer von Scarpettas Villa. Der gleichnamige Film von Mario Martone feiert die Opulenz der Jahrhundertwende und der Theaterwelt, vielleicht mitunter etwas zu sehr, und stellt kurzweilig einen im Ausland unbekannten italienischen Shakespeare vor. Neapolitanischer Humor zu Gast in Venedig.
Marian Wilhelm