Wächter Nummer 179 bei Sonnenaufgang: "Ich stehe, schaue auf das Schloss. Ruhe ist augenscheinlich, Unruhe spürbar, macht sich breit". Von weitem sieht man die Fahnen der Installation am Karmeliterplatz. Auf ihnen stehen die Eindrücke der 732 Grazer, die im vergangenen Jahr je eine Stunde in einem hölzernen Shelter auf dem Schloßberg über die Stadt wachten.
Das Projekt "The Graz Vigil" wanderte im Rahmen von La Strada hinunter auf den Platz und wurde dort aus den alten Teilen neu aufgebaut. Nähert man sich der pentagrammartigen Anordnung aus Stoff und Holz, trifft man auf 732 Gesichter - die Wächter sind mehr als nur Nummern. Ihre winzigen Porträts sind versehen mit dem dazugehörigen Datum und der Uhrzeit, zu der sie über Graz gestanden haben.
Textfahnen, Postkarten, eine Toninstallation und die über 700 Porträts bilden ein berührend persönliches, kollektives Tagebuch. Derzeit werden übrigens Interviews mit einigen Teilnehmern geführt. "Daraus soll bis Ende des Jahres ein Buch entstehen", sagt La Strada-Chef Werner Schrempf.