Elisabeth Schweeger ist am Freitag als neue künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024 vorgestellt worden. Das Votum für Schweeger in der Generalversammlung erfolgte einstimmig. Programmatische Details wollte sie noch nicht verraten, sie ließ aber durchklingen, dass sie einen stärkeren Fokus auf das einstige jüdische Leben im Salzkammergut legen und einen anderen Kommunikationsstil als ihr geschasster Vorgänger Stephan Rabl pflegen will.
Von Rabl hatte man sich im März wegen "unterschiedlicher Zugänge zur inhaltlichen Ausrichtung des Projekts sowie zur Kommunikation nach innen und außen" getrennt. Projektwerber sollen sich vor den Kopf gestoßen gefühlt haben. Der Posten wurde neu ausgeschrieben. 69 Bewerbungen sind eingegangen, Schweeger setzte sich durch und wird gemeinsam mit der kaufmännische Geschäftsführerin Manuela Reichert die Geschicke der Kulturhauptstadt leiten.
"Ich arbeite seit 30 Jahren in der Kunst, da geht es nur miteinander", ließ sie durchklingen, dass von ihr eine andere Arbeitskultur zu erwarten sei. "Ich bin so gut wie meine Mitarbeiter, man beflügelt sich, wenn man miteinander denkt." Auch wenn sie viel in Deutschland gearbeitet hat, ist ihr das Salzkammergut nicht fremd: "Das Terrain ist mir vertraut", sagte Schweeger, deren Eltern im Salzkammergut gelebt haben, "ich kenne die Gegend, ich finde sie schön, ich finde sie interessant", ortet sie "eine Tradition zwischen Ernsthaftigkeit und Kitsch".
"Wenn ich mir die Industriekultur ansehe, interessieren mich die ganzen brachliegenden Gebäude, weil ich mir vorstellen kann, dass man die aktivieren kann", man könnte etwa Ateliers daraus machen, findet sie. Und das eher früher als später - weil sich Communitys bildeten, wenn Leute hier mehrere Jahre leben und arbeiten könnten. So würde Austausch entstehen.
Sie wolle nun im Team alle Projekte evaluieren: "Das ist die normale kuratorische Arbeit." Was ihr bisher allerdings zu kurz kommt, ist das jüdische Leben, das es in der Region gab. Das Salzkammergut verfüge über eine kulturträchtige Landschaft und eine Geschichte, "die es nicht gilt wegzuschieben", so Schweeger. Wohl aber müsse man neue Gedanken und neue Räume entwickeln, damit man neue Begegnungen herstellen könne. "Wenn sich Kunst und der Dialog ergänzen, dann ist eigentlich die Zukunft gut gebaut. Das ist das, was ich gerne hier anschieben möchte."
Die 1954 in Wien geborene Literaturwissenschafterin war von 1993 bis 2001 künstlerische Leiterin des Marstall und Chefdramaturgin am Bayerischen Staatsschauspiel in München, danach bis 2009 Intendantin des Schauspiel Frankfurt. Von 2009 bis 2015 leitete sie die KunstFestSpiele Herrenhausen in Hannover und seit 2014 ist sie künstlerische Direktorin und Geschäftsführerin der Akademie für Darstellende Künste in Baden-Württemberg. In Oberösterreich kuratierte sie für das OK - u.a. den Linzer Höhenrausch 2018 - und Ausstellungen für das Ars Electronica Center.