Hoch waren die Erwartungen. Denn mit „Frau Luna“, „Axel an der Himmelstür“ und der „Csárdásfürstin“ hat Peter Lund der Wiener Volksoper in der Vergangenheit drei erfolgreiche Produktionen beschert. Doch Johann Strauß’ „Zigeunerbaron“ ist schwierig zu inszenieren, der Deutsche – in Graz führte er zuletzt bei Kálmáns „Zirkusprinzessin“ und Flotows „Martha“ Regie – hat nun eine neue Textfassung kreiert, wobei die Zigeuner sich teils in ihrer Sprache unterhalten.
Lund nimmt die Geschichte rund um die Zigeunerin Saffi, den mittellosen Bárinkay und den skrupellosen Zsupán in Zeiten von Political Correctness allzu ernst – wiewohl die Zigeuner im Libretto eigentlich immer die Guten sind. Zudem stülpt er noch eine Rahmengeschichte, eine Theater- im-Theater-Situation mit dem Conte Carnero als Impresario darüber. Mit eigenartigen Projektionen wie einer Türkenbelagerung von Wien wird dies in einer drehbaren, turmartigen Ruine in teils grellen, letztlich kitschigen Kostümen gezeigt. Leider kommen dabei Humor, Charme und erfrischende Heiterkeit zu kurz.
Nicht wirklich musikalisch überzeugen (viel zu wenig Schwung, oft recht laut) kann das Volksopernorchester unter Alfred Eschwé, eigentlich ein erfahrener Operettenspezialist. Nur Mittelmaß herrscht bei den Sängern: Lucian Krasznec verfügt als Sándor Bárinkay über einen schönen, aber viel zu kleinen Tenor. Bei Kristiane Kaiser als Zigeunermädchen Saffi hört man innige, aber auch vibratoreiche Töne in der Höhe. Kurt Rydl verfügt als Schweinezüchter zwar nach wie vor über enorme Bühnenpräsenz, hat seinen stimmlichen Zenit aber schon weit überschritten und poltert stimmlich mit herausgeschleuderten Tönen und viel Tremolo. Etwas schrill singt Anita Götz (Arsena). Regula Rosin (Mirabella) übt sich meist in Sprechgesang, Boris Eder ist ein humorloser Conte Carnero, Marco Di Sapia ein blasser Graf Homonay. Trotzdem Jubel des Premierenpublikums!
Vorstellungen und Karten: www.volksoper.at
Helmut Christian