1. Entwicklung einer Kunst- und Kulturstrategie

Geplant als partizipatives Projekt mit dem Ziel, „die zeitgenössische Kunst und Kultur aus Österreich weltweit zu stärken“. Für die Sinnhaftigkeit des Vorhabens spricht, dass es – Stichwort „zeitgenössisch“ – offenbar nicht nur ums Bewahren und Ausstellen heimischer Kulturtraditionen geht. Zu den konkreten Zielen zählen nebst der Absicherung kulturellen Erbes und der Stärkung des Bundesdenkmalamts BDA auch der Transfer österreichischer Kultur ins Ausland – etwa mittels Gastspielen, Residencies etc.

2. Gedenkstrategie

Sie sieht die Zusammenführung von Gedenkstätten, Sammlungen und Museen „unter dem Dach des Parlaments“ vor. So soll das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) gestärkt und eine Forschungs- und Dokumentationsstelle für Antisemitismus, Extremismus und Rassismus geschaffen werden. Gut so. Andererseits signifikant, dass das Haus der Geschichte (hdgö), Österreichs einziges zeithistorisches Museum des Bundes, angebunden an die ÖNB, in der Hofburg untergebracht und dringend auf Standortsuche, keine namentliche Erwähnung wert ist. Ankauf und Weiterentwicklung der Gedenkstätte KZ Mauthausen ist ein konkretes Vorhaben, und zur Gedenkkultur im weiteren Sinn gehört der Fokus auf Kunstrückgabe und Provenienzforschung, die im BDA angesiedelt werden soll.

3. Bundesmuseums-Holding

Eine Holding mit klaren Aufgaben von Gebäudemanagement bis Ticketing soll strukturell Synergien schaffen. Inhaltlich bleiben die Häuser (Albertina, KHM, Belvedere, ÖNB usw.) autonom, mit ihren Leitern sind Ziel- und Leistungsvereinbarungen geplant. Die Direktorenkonferenz der Bundesmuseen ist erwartungsgemäß skeptisch: Eine Holding verursache Zusatzkosten, sei also „verzichtbar“, findet die Vorsitzende Johanna Rachinger. Die Umsetzung könnte für Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek also spannend werden.

Ulrike Lunacek, geboren 1957 in Krems/Dona
Ulrike Lunacek, geboren 1957 in Krems/Dona © APA/ROBERT JAEGER

4. Unterstützung für Künstlerinnen und Künstler

Ein neues Urhebervertragsrecht soll vor Knebelverträgen schützen und für faire Vergütung sorgen. Ob die Pläne zur sozialen Absicherung Kulturschaffender – etwa per Künstlersozialversicherungsfonds oder mit Maßnahmen gegen Altersarmut und Arbeitslosigkeit – mehr wert sind als das Papier, auf dem sie formuliert wurden, wird sich zeigen. Dass auch die Valorisierung der Kunst- und Kulturförderung für die Freien und Geschlechtergerechtigkeit bei der Fördervergabe zu den konkreten Vorhaben zählt: immerhin ambitioniert.

5. Nachwuchsförderung

Die musisch-kreative Ausbildung von Kindern und Jugendlichen wird forciert, aus Musikschulen werden gesamthafte Kunstschulen. Kunst-Uni-Absolventen sollen leichter Lehrer werden können und Strukturmaßnahmen Nachwuchskünstlern den Einstieg in den Kulturbetrieb erleichtern.

6. Förderungen

Mehr Fördertransparenz versprechen alle Regierungen. Auch diese – aber dazu außerdem neue Schwerpunkte wie die Fokussierung auf inter- und transdisziplinäre Vorhaben, auf Volksgruppen- und Integrationsprojekte.

7. Regionalität

Last, but not least: Der Plan, regionale und lokale Kulturinitiativen und Künstler in den Ländern künftig stärker und transparenter zu fördern, könnte den ewigen Vorwurf entkräften, der Bund fördere ohnehin nur Wiener Einrichtungen. Nun muss er nur noch umgesetzt werden.