Gleich vorweg: George Balanchines „Jewels“, 1967 vom New York City Ballet uraufgeführt, schmücken auch das heutige Wiener Staatsballett ausgezeichnet, wozu Dirigent Paul Connelly beherzt beiträgt. Das Ensemble beherrscht den Balanchine-Stil sehr gut, der enormes technisches Vermögen und ästhetische Umsetzungskraft erfordert.

Gern wird spekuliert, was den gebürtigen Russen „Mister B.“ seinerzeit zu seinem ersten abendfüllenden, abstrakten Ballett inspiriert haben mag. Man spricht vom Besuch beim Juwelier Van Cleef & Arpels, der ihn zur Gestaltung seiner persönlichen Tanz-Schmuckkollektion aus Smaragden, Rubinen und Diamanten angeregt haben soll. Balanchine selbst hat sich dazu immer wortkarg verhalten. Dennoch mag ein Vergleich mit den geschliffenen Juwelen nützlich sein, um die drei Teile des Balletts in ihrer Kunstfertigkeit zu beschreiben.

In „Emeralds“ agieren 17 Tänzer in grün funkelnden Originalkostümen von Barbara Karinska auf grün ausgeleuchteter Bühne. Zur Musik von Gabriel Fauré bewegen sie sich in ständig wechselnden Formationen und finden in spannenden Tableaus zueinander. Der Tanzstil ist eher Danse d’Ecole französischer Prägung, Natascha Mair und Robert Gabdullin als Solistenpaar machen sich sehr gut.

Für „Rubies“ hat Balanchine das „Capriccio für Klavier und Orchester“ seines Freundes Igor Strawinski gewählt. Hier wechselt der Stil komplett und verlässt die starre Achse klassischen Tanzes. Die Bewegungen sind der Musik entsprechend synkopisch, verdreht, richtig jazzy manchmal. Sehr schön anzusehen Nikisha Fogo und Davide Dato in rot leuchtenden Kostümen auf der roten Bühne.

Finale ist dann „Diamonds“ zu Tschaikowskis Symphonie Nr. 3, naturgemäß in glitzernden, weißen Trikots mit viel Steinchenbesatz und hell erstrahlender Szene. Da wird es majestätisch mit 34 Tänzern, und wie stets bei Balanchine meint man, die Musik besser zu hören, vielleicht sogar tanzende Noten zu sehen. Ganz klar stechen hier Olga Esina und Jakob Feyferlik heraus. Sie beherrschen die große, russische Linie der rein neoklassichen Choreographie meisterlich.

Fazit: „Jewels“ ist ein immer noch gültiges Hauptwerk des Ballettkanons. Auch ohne die funkelnden Kostüme wäre es ein choreographischer und ästhetischer Hochgenuss.