Sein Urteil war stets profund, streng, unbestechlich - aber auch gekennzeichnet von tiefer Verehrung für die Kunst und jene, die sie hervorbringen: die Künstlerinnen und Künstler. Jahrzehntelang gehörte Hansjörg Spies der Kleinen Zeitung als umtriebiger und streitbarer Redakteur des Kultur- und Medienressorts an. Seine Liebe zur Musik und zum Kino äußerte sich in zahllosen Kritiken, Interviews, Reportagen; seine klugen, scharfzüngigen Betrachtungen über die Medienszene und speziell den ORF machten seine humorvollen und hellsichtigen "Telespies"-Kolumnen legendär. Unvergessen bleiben in der Redaktion auch die leidenschaftlichen Plädoyers unseres "HGS" für künstlerische Großtaten auch abseits des Mainstreams - folgerichtig verehrte er den europäischen, speziell den französischen Film und stand Hollywood oft mit Skepsis gegenüber. In der Musik hatte er stets einen genauen Blick und ein offenes Ohr für junge, förderungswürdige Talente, aber auch für verdiente Künstler, die nicht mitten im Rampenlicht standen.
Ute Baumhackl