Tosender Applaus und Standing Ovation: Im Ronacher feierte man Freitag abends die Premiere von Cats. Die erneute Aufnahme der Musicallegende in den Wiener Kulturkalender durch die Vereinigten Bühnen Wien versprach schon im Vorfeld mit Andrew Lloyd Webbers weltberühmten Klassiker in neuer Version und deutscher Sprache ein Musicalhighlight zu liefern.
Klassisch bleibt die Inszenierung von Regisseur Trevor Nunn, der Cats bereits in London auf die Bühne brachte, dabei definitiv. Auch hier wird bei den Kostümen auf hautenge Anzüge und kätzisch geschminkte Gesichter gesetzt. Der beeindruckend eingerichtete Bühnenraum erinnert an eine riesige Müllhalde: Überdimensionierte Räder, Tennisbälle und Autoreifen unter einem strahlenden Vollmond bilden einen richtigen Blickfang. Das bunte Bühnenbild besticht aber vor allem durch den zauberhaften LED gesäumten Sternenhimmel, welcher sich bis über die ersten Zuseherreihen erstreckt.
In diesem fulminanten Setting überzeugt das Ensemble vor allem durch tänzerische Hochleistungen. Die an altbekannten Inszenierungen orientierte Choreografie lässt die Darsteller mit katzenartiger Eleganz über die Bühne wirbeln. Dabei werden Pirouetten gedreht, Hebefiguren gemeistert und durch synchrone, aufwendige Tanzschritte ein beeindruckendes Gesamtbild auf der Bühne geschaffen. Vor allem diese Tanzeinlage sorgen für Zwischenapplaus und Jubel beim Publikum und lassen einen darüber hinwegsehen, dass die wenig zusammenhängenden Gedichte von T.S. Eliot, nur eine mäßig ergiebige Geschichte für ein zweieinhalb stündiges Musical liefern.
Das Cats längst Kult ist, daran lässt auch das Drumherum an diesem Abend keinen Zweifel. Während sich die Wiener High-Society am roten Teppich zu ihren Musicalerfahrungen interviewen lässt, wird vor dem Ronacher Katzenfutter verschenkt und im Foyer Merchandise – vom Cats Kühschrankmagneten bis zum Pullover – verkauft. Auch die Tatsache, dass die Vereinigten Bühnen Wien für diese Inszenierung eigenen Angaben nach jetzt schon 140 000 Tickets verkauft haben, spricht für sich.
Musikalisch besticht der Abend durch das Live-Orchester unter der Leitung von Carsten Paap. Das Ensemble liefert stimmlich solide Leistung, die bei den Chorpassagen ihre Höhepunkte hat. Hervor sticht dabei Ana Milva Gomes in der Besetzung der Grizabella, die mit ihrer Darbietung des heiß ersehnten Hitsongs „Memory“ (in der deutschen Version „Erinnerung“) es zum Ende des Stücks hin noch schafft, das Publikum durch ihre Stimmgewalt kurz zurück in die Sessel zu drücken. Gesamt liefert Trevor Nunns Inszenierung der Musicallegende einen bildgewaltigen Abend, der für gute Unterhaltung sorgt, und vor allem Fans des Klassikers zufrieden schnurrend zurücklässt.
Von Teresa Guggenberger