Diese Standortentscheidung haben Bürgermeister Michael Ludwig und Finanzstadtrat Peter Hanke (beide SPÖ) am Mittwoch bekanntgegeben. Der Spatenstich soll 2021 erfolgen, für die Eröffnung wurde das Jahr 2024 avisiert.

Konkret wird die künftige Konzert- und Sportlocation, welche die in die Jahre gekommene Stadthalle als größte Veranstaltungshalle des Landes ablösen wird, auf jenem Teil des ehemaligen Schlachthofareals entstehen, der ursprünglich für den ORF zwecks Errichtung seiner neuen Zentrale reserviert worden war. Daraus ist bekanntlich nichts geworden. Nun stehen für die Arena 45.000 Quadratmeter Grundfläche in unmittelbarer Nähe zur denkmalgeschützten Marx-Halle und dem Media Quarter Marx zur Verfügung.

Wie das Megaprojekt, das derzeit unter dem Arbeitstitel "Wien Holding Arena" firmiert - die stadteigene Holding zeichnet für die Abwicklung des Großvorhabens verantwortlich -, genau aussehen wird, steht noch nicht fest. Ein entsprechender Architekturwettbewerb wird im zweiten Quartal dieses Jahres gestartet. Der Bau soll jedenfalls nicht nur funktional, sondern auch optisch alle Stücke spielen. Hanke schwebt ein "Landmark" vor: "Wir wollen architektonisch ein Zeichen setzen", sagte er bei der Präsentation.

Kosten von bis zu 250 Mio. Euro

Zwecks Arena-Bau lässt sich das Rathaus jedenfalls nicht lumpen: Beachtliche 250 Mio. Euro nannte Finanzstadtrat Hanke am Mittwoch als maximalen Kostenrahmen. Wobei noch offen ist, ob man Finanzierung und Betrieb selbst in die Hand nimmt oder private Partner ins Boot holt. Beides sei möglich, so der Ressortchef - der aber klarstellte: "Wir können uns das als Stadt und Wien Holding leisten."

Der Stadtbudget-Chef rechnet mit 130 Veranstaltungstagen und rund einer Mio. Besuchern pro Jahr in der neuen Halle. Bescheidenheit will man bei diesem Großprojekt nicht an den Tag legen. "Diese Arena wird als Veranstaltungsort international Furore machen", ist Hanke überzeugt. Er will den Neubau in Neu Marx als einen der Top-3-Standorte Europas - vergleichbar mit London oder Köln - etablieren.

Früheres Schlachthofareal

Der noch unbebaute Teil des früheren Schlachthofareals hatte sich bei der Standortauswahl gegen neun weitere Konkurrenten durchgesetzt. Zur Auswahl standen noch die Locations Austria Center Vienna, Messe Wien, Donaukanalplatte (etwaige Überplattung zwischen Augarten- und Salztorbrücke), Hauptbahnhof, Donaufeld, Seestadt Aspern, Dusika-Stadion, Oberlaa und Rothneusiedl. Sämtliche Kandidaten wurden unter Zuziehung diverser Experten auf diverse Kriterien wie Verkehrsanbindung, Platzkapazität oder technische Erschließung abgeklopft.

Nur drei Standorte erfüllten alle Mindestanforderungen, wobei Neu Marx in einer nachfolgenden Detailanalyse dieser Shortlist mit 268 von 300 möglichen Bewertungspunkten als klarer Sieger hervorgegangen sei, wie Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer ausführte. Das zweitplatzierte Dusika-Stadion kam auf 204 Zähler, Donaufeld erreichte mit 128 Punkte Rang 3. Die neue Halle sei wichtig, damit auch künftig internationale Top-Stars - Gollowitzer nannte Billy Joel, U2 und Eminem - die Bundeshauptstadt mit Auftritten beehren.

"Eingeübter Standort"

Bürgermeister Ludwig sprach von einem "sehr eingeübten Standort" und verwies auf die mittlerweile langjährige Bespielung der angrenzenden Marx-Halle und das etablierte Media Quarter, wo gut 70 Unternehmen mit etwa 1.000 Beschäftigten ansässig sind. Die Marx-Halle werde durch den künftigen Nachbarn übrigens keineswegs obsolet, versicherte Hanke. Er wünscht sich vielmehr eine gute Kooperation der beiden Locations.

In Sachen Verkehrsanbindung betonte Hanke, dass die beiden U-Bahn-Stationen Erdberg und Schlachthausgasse (beide U3) nur jeweils rund 400 Meter von der Großarena entfernt seien. Etwaige Taktverdichtungen bei der S-Bahn oder den umliegenden Bus- und Straßenbahnverbindungen seien denkbar. Was Parkmöglichkeiten anbelangt, werde man die positiven Erfahrungen mit der Tiefgarage bei der Stadthalle einfließen lassen, hieß es.

Platz für Expansionen

Laut Hanke bleiben auch nach Fertigstellung der Halle noch 20.000 Quadratmeter Grundfläche in St. Marx unverbaut. Diese könnten beispielsweise für etwaige Expansionen des ebenfalls am Gelände ansässigen Vienna Bio-Centers, aber auch für Infrastruktur rund um die neue Konzert- und Sportstätte - also etwa Gastronomie oder Hotellerie - genutzt werden.

Wie es mit der Stadthalle in Rudolfsheim-Fünfhaus, die inzwischen sechs Jahrzehnte auf dem Buckel hat, weitergeht, steht noch nicht im Detail fest. Die Nachnutzung werde Bestandteil eines größeren Veranstaltungskonzepts, mit dessen Ausarbeitung er Stadtrat Hanke beauftragt habe, sagte der Bürgermeister. Ein Fokus soll jedenfalls auf den Breitensport gelegt werden, aber auch Kultur soll in den Gebäuden am Vogelweidplatz weiterhin eine Rolle spielen.

Lob für Standortwahl

Für die Standortwahl gab es heute von diversen Seiten Lob. Tourismusdirektor Norbert Kettner etwa freute sich über die Chance, "Wien vor internationalem Publikum als moderne Eventmetropole zu positionieren, mit leuchtstarken Großevents neue Zielgruppen anzusprechen und Neu Marx als neuen Hot-Spot" zu verankern. Von einem "guten Standort" sprach auch die Wirtschaftskammer, wobei Tourismus-Spartenobmann Markus Grießler bei der Gelegenheit gleich deponierte, dass er sich ein PPP-Modell - also eine Kooperation mit privaten Partnern - wünsche.

Zufriedenheit gab es zudem bei den NEOS. Klubobmann Christoph Wiederkehr forderte dabei allerdings eine "umfassende laufende und unabhängige Kontrolle, damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen und es keinen neuen Bauskandal in der Stadt geben wird". Als "überfällig, aber sehr begrüßenswert" bezeichneten der nicht amtsführende ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch und VP-Klubobfrau Elisabeth Olischar die Entscheidung: "Mit der Umsetzung einer Mehrzweckhalle kommt die Stadtregierung einer langjährigen Forderung der ÖVP Wien nach. Jedoch sind weitere wesentliche Fragen offen: Vor allem die Finanzierung und das Verkehrskonzept sind völlig unklar." Rudolf Hundstorfer, Präsident der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) sieht im Bau der Halle wiederum "einen großen Wunsch des organisierten Sports" erfüllt.