Bevor sie als Chefin der Pfingstfestspiele wieder alle Hände voll zu tun hat, kam Cecilia Bartoli beim Konzert am Samstag als Gast in die Stiftung Mozarteum und genoss sichtlich ihren Mozart. Bartoli hat Stimme und Präsenz für dreimal so große Säle, den kammermusikfreundlichen Großen Saal hatte sie dennoch schnell im Griff. Die quirlige Römerin macht grundsätzlich jede Bühne zu einer Opernbühne und spätestens bei ihrer zweiten Arie "Parto, ma tu ben mio" aus "La clemenza di Tito" war es um sie geschehen. Sie sang, spielte, litt und kokettierte mit ihrem Publikum bis in die letzten Reihen.
Cecilia Bartoli ist eine Hitgarantin und kann im Prinzip mit jedem Programm die Säle füllen. Bei Mozart hätte sie sich also getrost zurücklehnen können, was sie allerdings nicht tat. Ihre Arien machte sie zur Spielwiese der Emotionen, wobei sie ihr Publikum und dessen Reaktionen aufmerksam studierte. La Bartoli ist dafür bekannt, dass bei ihr alles ganz natürlich klingt und was sie im Großen Saal sang, fühlte sie in diesem Moment auch. Großer Applaus und großes Lachen im Gesicht der Mezzosopranistin dafür. Der größte Lacher kam allerdings vom Publikum, als Andras Schiff seiner Primadonna ihren Ring reichte, der im Eifer des Gefechts auf seinem Klavierhocker gelandet war. Den nahm Bartoli, wie schon ihren Mozart, mit Humor und Dank entgegen.
Nicht weniger Freude hatte András Schiff. Mit seiner Cappella Andrea Barca machte er sich an Mozarts Klavierkonzerte KV 450 und KV 453. Im nächsten Jahr wird bei der Mozartwoche den Holz- und Blechbläsern ein Programmschwerpunkt eingeräumt. Wie eine gelungene Ausstellung dieser Instrumentengruppe klingen kann, zeigte die Cappella bereits im Allegro des ersten Klavierkonzertes. Mit klaren und punktgenau gesetzten Melodien hüllten die Bläser das Publikum wie in eine warme Decke, die es gut aufwärmte. Das konnte es allemal gebrauchen, hatte doch kurz vor Beginn des Konzertes ein Schneesturm Salzburg erfasst.
András Schiff führte währenddessen Bartolis Energie und Freude weiter. Besonders Mozarts Kadenzen schienen es ihm angetan zu haben. Mit viel Geist und Witz interpretierte er eine ganz eigene Version, mit Rhythmus und Phrasierungen umzugehen. Schiff schaffte es auch nach vielen Konzerten und Einspielungen, Mozart aufs Neue zu entdecken. Ehe man sich's versah, war dieser hochkarätige Spielevormittag auch schon wieder um und das Publikum im Großen Saal komplett aus dem Häuschen.