Die Marmorplatten seien nicht das Eigentum Griechenlands, sagte der deutsche Kunsthistoriker und Chef des British Museum, Hartwig Fischer, der griechischen Zeitung "Ta Nea" (Samstag). Und: "Wir verleihen nur an jene, die die Eigentumsverhältnisse anerkennen." Rund sechs Millionen Menschen bewunderten die Skulpturen jedes Jahr in London. Dass die Marmorplatten dorthin gelangt seien, hänge mit der komplexen Geschichte der Akropolis zusammen und sei nun als Teil derselben zu betrachten, argumentierte Fischer.
Fischer habe in dem Interview nur die langjährige Position des Museums widergegeben, sagte eine Pressesprecherin der Einrichtung am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in London. "Wir glauben, dass es einen großen öffentlichen Nutzen hat, wenn wir diese wunderbaren Objekte im Kontext einer Weltsammlung sehen können."
Das Thema wird nicht nur zwischen London und Athen, sondern weltweit diskutiert. Star-Anwältin Amal Clooney wollte deshalb sogar vor internationale Gerichte ziehen, aber Athen winkte ab. Der Ausgang sei zu unsicher. Die Griechen setzen auf eine politische Lösung. Zumindest Oppositionschef Jeremy Corbyn von der Labour-Partei kündigte bereits an, er wolle Verhandlungen über eine Rückgabe mit Athen aufnehmen, sollte er zum Premierminister gewählt werden.
Andere britische Politiker und Kunstexperten argumentieren, man wolle keinen Präzedenzfall schaffen - das könnte die Schleusen für eine Reihe von Forderungen aus dem Ausland öffnen. Die britischen Museen sind voller Artefakte, die die einstige Kolonialmacht erbeutet, unter zweifelhaften Umständen erworben oder in Sicherheit gebracht hat.
Entsprechend fallen die griechischen Kommentare im Internet aus. "Wenn sie alles zurückgeben, was sie geklaut haben, können sie ihre Museen direkt zumachen", hieß es unter anderem als Reaktion auf das Fischer-Interview. Aufgegeben haben die Griechen den Marmor aber noch nicht. So engagieren sie sich unter anderem mit der Internet-Kampagne "Bring them back" (Bringt sie zurück), bei der bereits 470.000 Menschen unterzeichnet haben. Das Ziel: Bei mehr als einer Million Unterzeichner vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.