Sie wolle "nicht Banales", sagte Naske im Vorfeld der Premiere ihrer dritten Kinderoper zur APA - und tatsächlich, banal ist sie auch nicht angelegt, die Geschichte um die pummeligen Enakos, die sich aus lieblichen, wenn auch extrem engen und gleichförmigen Häuschen jeden Tag in den gleichen Tagesablauf stürzen (Bühne und Kostüme: Florian Angerer). Denn in die Handlung um die rundlichen Protagonisten mischt sich schnell Dissonanz, wird doch dreist der schablonenhafte Alltag sabotiert.
Nicht nur die normalen Enakos, gesanglich und darstellerisch gekonnt verkörpert von Kindern der Opernschule der Wiener Staatsoper, sondern auch Oberenako (Igor Onishchenko) sind schwer irritiert. Letzterer donnert als Antipathie-Figur angesichts des Unerwarteten und des drohenden Verlusts seiner Macht meist doch sehr lautstark über die Bühne und lässt die fröhliche, egalitäre Stimmung jäh kippen. Es beginnt ein rasches Pingpong-Spiel der musikalischen Färbungen. Furcht breitet sich auf der Bühne und auch bei dem einen oder anderen jüngeren Besucher der auf Kinder ab sechs Jahren ausgelegten, rund einstündigen Produktion aus.
Es ist die Angst vor dem "Anderling" - einem vom Oberenako ersonnenen, fiktiven Monster, das dem Fußvolk das Fürchten lehrt, sobald einer ein wenig aus der Gleichförmigkeit ausschert - die das Stück schon bald ganz schön düster werden lässt. Als Lichtblick erscheint das Els (Margaret Plummer), das als "Saboteur" den kleinen, naiven Enakos ein wenig Renitenz einimpfen möchte. Bis sich diese jedoch auf die Hinterbeine stellen und der leider recht gut funktionierenden Repression etwas entgegensetzen braucht es jedoch noch die eine oder andere Eskalation.
Die dicht gedrängte Handlung stellt die Sänger und Sängerinnen oft vor die Herausforderung, relativ viel Text unterzubringen. Das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper hatte sich bei der Premiere unter der Leitung von Rick Stengards stellenweise gründlich ranzuhalten, brachte das hohe Tempo aber routiniert an die Kinder und Erwachsenen im Publikum.
Dan Paul Dumitrescu gelingt es als einsichtiger Enako-König das Tohuwabohu zu glätten, indem er als gütiger Monarch und beruhigender Bass die neue Vielfalt und Buntheit fördert. Am Ende gab es viel Applaus für die vierte Kinderopern-Uraufführung in der Amtszeit von Staatsoperndirektor Dominique Meyer, die sich als ambitionierter Versuch große Themen rund um Freiheit, Gleichschaltung und dem Durchbrechen von Individualität auf die Kinderoper-Bühne zu heben, entpuppte.
(S E R V I C E - "Was ist los bei den Enakos?" von Elisabeth Naske (Musik) und Ela Baumann (Libretto), Uraufführung. Regie: Ela Baumann. Bühne und Kostüme: Florian Angerer, Dirigent: Rick Stengards. Premierenbesetzung: Igor Onishchenko - Das Oberenako, Margaret Plummer - Das Els, Dan Paul Dumitrescu - König der Enakos. Kinder der Opernschule der Wiener Staatsoper, Bühnenorchester der Wiener Staatsoper. Studiobühne der Wiener Staatsoper in der Walfischgasse. Zahlreiche weitere Termine bis Juni. )