Alan Ayckbourns "Schöne Bescherungen" gehört für viele zum vorweihnachtlichen Grusel dazu. Das Boulevardstück hat sich seit der Uraufführung 1980 zum Klassiker der Weihnachtskomödien gemausert, die die eigenen, bevorstehenden Feiertage im Vergleich harmlos erscheinen lassen. Ein Überraschungspackerl ist es nun allerdings wahrlich nicht, das Barbara Frey Samstag für das Burgtheater geschnürt hat.

Dabei stehen der Regisseurin eigentlich alle Zutaten zur Verfügung, um einen echten Weihnachtsschmaus zuzubereiten: Mit dem eingespielten Duo Nicholas Ofczarek und Michael Maertens sowie Maria Happel, Katharina Lorenz, Falk Rockstroh und Dörte Lyssewski kann die als Intendantin des Schauspielhauses Zürich mit Saisonende aus dem Amt scheidende Frey auf die Creme de la creme der Burg zurückgreifen. Und doch ist das einzig Überraschende am Endergebnis das Konventionelle.

Im Zentrum des vom heute 79-jährigen Briten Ayckbourn geschriebenen Abends steht das Ehepaar Neville und Belinda als Gastgeber. Ofczarek ist der verklemmte Neville und in der Inszenierung für einige hinreißende Slapstickmomente zuständig, während Lorenz Belinda mit outriert gehetztem Theaterdeutsch allzu deutlich als überspannte Hausherrin gibt. Eingeladen ist eine große Verwandtenrunde samt Anhang.

Besonders im Fokus steht Neuzugang Clive (Fabian Krüger) als attraktiver Schriftsteller, der von Belindas Schwester Rachel (Lyssewski) eingeladen und zur Projektionsfläche für die Beteiligten wird. Ein Stammgast ist hingegen Onkel Bernard, den Maertens spießig wie selten anlegt und mit seinem für alle Beteiligten quälenden Puppentheater einen der größten Lacher des Abends produzieren darf. An seiner Seite Nevilles Schwester, die hypochondrische Schnapsdrossel Phyllis, die Maria Happel als Maria Happel gibt.

Das Chaos der Vorbereitung, das durch Alkohol zunächst kalmiert, letztlich aber befeuert wird, mündet letztlich in essenzielle Konflikte, in einer Belastungsprobe für alle Beteiligten, die am Ende sogar in einem Schussattentat kulminieren. Und doch kommt die Demaskierung der bürgerlichen Fassade im Burgtheater harmloser daher, als man vermuten könnte.

Ayckbourn wollte mit "Schöne Bescherungen" das Genre des Boulevards nicht sprengen, weiterentwickeln oder ironisieren, sondern einen soliden Vertreter seiner Zunft schaffen. Und Barbara Frey hält es mit ihrem Regiekonzept ähnlich: Keine Brüche, keine Überraschungen, sondern solide Genrearbeit im naturalistischen Ambiente, deren Tempo während des fast dreistündige Abends immer wieder ins Stocken gerät. Herausgekommen ist eine besinnliche Screwballcomedy - was letztlich ein Widerspruch in sich ist. Turbulent ist hier wenig. Die ruhigen Feiertage können also getrost kommen.
Weitere Aufführungen am 2., 4., 7., 16., 25., 30. und 31. Dezember, Karten:  (01) 5131513, www.burgtheater.at