Auf Rebekka Bakkens neuem Album tut sich viel. Das stilistische Spektrum ist breit, die Texte offenbaren einiges von der Person hinter dem Mikro. "Ich habe beim Songschreiben alle Sensoren abgedreht und alles ungefiltert aus mir herausgelassen. Ich lege alle Aspekte meiner Persönlichkeit offen, nicht nur die, die aus meiner Sicht von der Gesellschaft akzeptiert werden", sagte die 48-Jährige.

"Things You Leave Behind" heißt das nahe Oslo "mit vertrauten Menschen" aufgenommene und von Bakken schließlich selbst produzierte Werk. "Ich wusste genau, was ich wollte", betonte die Norwegerin im Gespräch mit der APA. Darum ließ sie sich nicht entmutigen, als erste Aufnahmeversuche mit dem einen oder anderen hinzugezogenen Produzenten keine erwünschten Ergebnisse brachten. Nun dürfen sich Fans über eine feinen, gut funktionierenden Genre-Mix aus Pop, Gospel, Country, etwas Jazz und einer Prise Ragtime freuen.

"Ich hielt mich früher immer für eine eigenartige Person"

"Ich habe mir das Album selbst oft als Ganzes angehört, speziell beim Abmischen. Ich wollte jede kleine DNA kennen, jedes Partikel der Lieder. Es passiert so viel darauf, und ich werde des Albums nie müde", zeigte sich Bakken zufrieden. "Wenn ich das Album höre, zieht es mich zum Ursprung der Lieder zurück. Hinter jedem Song steckt eine Geschichte, die mich immer noch beschäftigt."

Verstecken wollte sich die Künstlerin nicht hinter den Songs, im Gegenteil: "Ich hielt mich früher immer für eine eigenartige Person. In der Schule war ich sehr laut, ich habe mich deswegen geniert. Als ich älter wurde, wollte ich mich aber für meine Persönlichkeit nicht mehr genieren und einfach Ich sein. Das war eine große Herausforderung, dort hinzukommen."

"Same Kind" von ihrem Album "September":

Als Künstlerin und Songschreiberin habe sie sich verändert, meinte Bakken. "Früher ging es mir um schöne Musik, heute ausschließlich um den Ausdruck - und darin liegt auch etwas Schönes! Früher dachte ich, ich müsste mich einschränken, weil ich sonst Leute vor den Kopf stoßen würde. Jetzt, als Künstlerin, die stets nach der Wahrheit gesucht hat, bin ich im Reinen mit mir. Ich stelle mir die Frage gar nicht mehr, was andere über mich denken könnten. Das ist befreiend."

Es gab einige Veränderungen im Leben der Sängerin, einen neuen Mann etwa, die Rückkehr nach Norwegen und nicht zuletzt ein Kind. An einen Ist-Zustand möchte sich Bakken erst gar nicht klammern. "Wie hat Timotheus zu Paulus gesagt: Probiere alles, behalte das Gute. Das kann man in der Bibel nachlesen. Ein gutes Motto."

Die Texte auf "Things You Leave Behind" sind teils direkt, dann wieder abstrakt. Im Song "Yankee Days" findet man die Zeile "Jimmy Carter Jimmy Choo, Good guys with great shoes". "Ich musste selbst über diesen Satz lachen, als er mir einfach so in den Sinn kam. Ich habe Jimmy Carter immer gemocht - wegen seiner weißen Zähne. Vermutlich hat er auch schöne Schuhe. Ich weiß nicht", lachte Bakken. "Manchmal mag ich Menschen wegen der komischsten Sachen. Vielleicht sind die Bilder, die ich mit diesen Menschen assoziiere, nicht immer korrekt, aber was soll's."