Es ist die scheinbar so spielerische Leichtigkeit des Seins, die Lebensfreude, die Artistik mit einfachsten Hilfsmittel, die aus der dritten Version der legendären „Afrika! Afrika!“-Show endgültig ein Gesamtkunstwerk macht. Akrobatik, der jeglicher Kraftaufwand zu fehlen scheint, grandioses Gefühl für Rhythmus, dazu ein optischer Bilderzauber und exzellente Live-Musik verwandeln bei der Weltpremiere das Berliner Theater am Potsdamer Platz rund zweieinhalb Stunden lang in ein Tollhaus, am Ende hält es keinen Besucher, keine Besucherin im Saal mehr auf den Sitzen.

Gut 15 Minuten währt der tosende Beifall der knapp 1500 Fans, mit dem diese tollkühne Expedition durch den Kontinent des Staunens honoriert wurde. Und nimmt man die schier endlose Energie all der Akteurinnen und Akteure als Maßstab, würden sie womöglich noch jetzt auf der Bühne stehen und so tun, als hätten die Gesetze der Schwerkraft ausgedient. Einige Programmteile wurden aus früheren Produktionen übernommen, verfeinert und ausgebaut. Etwa die Menschenpyramide und geometrischen Körperskulpturen, bei denen zehn, zwölf Artisten wohl noch weiter himmelwärts wachsen würden, wäre ihnen nicht durch das Bühnendach eine Grenze gesetzt. Dies gilt auch für den aus elf Stühlen errichteten Turm, gekrönt, eigentlich kaum noch verblüffend, durch einen einhändigen Handstand auf einer Sesselkante.



Nur selten werden Hilfsmittel eingesetzt, die aus gängigen Zirkusprogrammen geläufig sind. Die Arme der Artisten dienen als Trampolin, wer meterweit durch die Luft wirbelt, wird behutsam aufgegefangen, der dreifache Salto in schwindelerregender Höhe gilt als fast natürliche, keineswegs unbequeme Art der Fortbewegung.
Tempo, Dynamik, ekstatische Tänze, alles bewegt sich, ist in Bewegung; der Schlangenmensch mit unfassbaren Verrenkungen oder die furiosen Breakdancer, die vier ramponierte Autoreifen in ihre derwischhafte Darbietung mit einbeziehen.

Einmal nur herrscht minutenlang völlige Stille. Beim Rigolo-Act, dem mittlerweile weltberühmten Versuch, aus einer Feder, die stückweise mit Palmenrippen bestückt und verwoben wird, ein meterlanges und -breites Geflecht zu erschaffen. Konzentration, Balancegefühl und Poesie pur. Ein „Neuzugang“ ist der vom Star-Figurengestalter Michael Curry erschaffene, lebensechte Elefant, der von mehreren Artisten bewegt wird. Dass er „Dumbo“ heiß, ist wohl die kleinste Überraschung eines atemberaubenden Abends. Ein Brückenschlag zwischen Himmel und Erde will sie Show sein, der Zauber machbarer Wunder markiert den Weg.