Für uns war klar, dass wir zum 75. Geburtstag von Peter Handke etwas machen wollen. Dass es seine ,Publikumsbeschimpfung‘ geworden ist, liegt daran, dass ich dieses Stück, das die Möglichkeiten des Theaters auslotet, schon immer liebe“, erzählt Ute Liepold. Sie inszeniert Handkes allererstes Bühnenstück, mit dem der damals 23-jährige Autor aus Griffen schlagartig berühmt wurde, im Jazzclub Kammerlichtspiele als Kooperation von Theater Wolkenflug und Klagenfurter Musilinstitut.

Und sie hat sich dafür vier Schauspielerinnen geholt – im Gegensatz übrigens zur Uraufführung 1966 in Frankfurt, bei der Claus Peymann vier Männer als Sprecher auftreten ließ. Sophie Aujesky, Sonja Kreibich, Simone Leski und Katarina Hartmann stellen sich jedenfalls einer nicht unbeträchtlichen Herausforderung: „Die Schauspielerinnen haben keine Figur zu füllen, es gibt keine Rollen, aber eine Haltung“, bringt Ute Liepold es auf den Punkt: „Und weil wir die Besucher nicht nur mit Sprache beballern können, arbeiten wir viel mit Rhythmus und Choreografie. Ich habe das Gefühl, dass sich ein gutes Tempo ergibt.“

Apropos Besucher: Sie sind es, die Peter Handke in seinem Stück anspricht: „Er versucht, dem Publikum klar zu machen, dass sie Akteure sind. Der klassische Bühnenraum wird aufgebrochen und die Sprecherinnen wenden sich direkt an die Besucher“, so Bernd Liepold-Mosser: „Das Stück stellt auf sehr kluge Weise die Realität des Theaters in Frage.“ Und Anke Bosse, Leiterin des Musilinstituts, ergänzt: „Alle modernen Theaterformen, die die Guckkastenbühne-Sitution aufbrechen, fangen hier an.“ Übrigens braucht niemand Angst zu haben, 80 Minuten lang beschimpft zu werden: „Das ganze Stück ist eigentlich eine Vorrede auf die Beschimpfung am Schluss“, so Ute Liepold, die schon „neugierig ist, wie das heute funktionieren“ kann.

Wie es 1966 funktionierte, kann man auf Youtube nachschauen: Die Uraufführung wurde mitgefilmt. Empfehlung!