Die Wiener Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bedauert die Entscheidung der UNESCO, das mit dem Prädikat Weltkulturerbe versehene historische Zentrum Wiens auf die Liste der bedrohten Kulturgüter zu setzen. Auch wenn diese nicht überraschend gekommen sei, wie sie im APA-Gespräch betonte.

"Die UNESCO hat bereits im Frühjahr eindeutig mitgeteilt, dass, wenn die Widmung (für das sogenannte Heumarkt-Areal, Anm.) beschlossen wird, Wien auf die Rote Liste gesetzt wird. Insofern ist das eine Entscheidung, von der wir wussten. Es ist bedauerlich, dass die Auffassungsunterschiede mit der UNESCO weiter bestehen", sagte die Ressortchefin.

Die UNESCO sei leider nicht auf den Umstand eingegangen, dass das betreffende Hochhaus überarbeitet wird. Es werde zudem ignoriert, dass es sich am Heumarkt bereits um einen Hochhausstandort handle und sich in der Umgebung bereits andere höhere Hochhäuser befinden würden: "Und es wird ignoriert, dass mit dem betreffenden Projekt eine wesentliche Verbesserung des öffentlichen Raums erreicht wird. Auch die Kulturinstitution Eislaufverein wird abgesichert."

Kritik an Entscheidung

Dazu komme, dass das Welterbekomitee seine Entscheidung auf falsche Voraussetzungen stütze. In der inneren Stadt und am Ring bzw. im Glacis-Bereich seien keine Hochhausentwicklungen geplant. Entsprechende, vom internationalen Denkmalrat ICOMOS - der beratend für die UNESCO als Gremium auftritt - gemachte Angaben würden nicht den Tatsachen entsprechen.

Wien wird sich laut Vassilakou bemühen, dass das historische Zentrum wieder von der Roten Liste genommen wird: "Ziel ist, die falschen Informationen zu korrigieren." So sei etwa geplant, die Bauordnungsnovelle, die demnächst bevorstehe, zu übermitteln. Mit dieser werde der Schutz von historischen Häusern verstärkt - der in Wien schon jetzt sehr ausgeprägt sei: "Die Innenstadt in Wien ist tipp-topp saniert, die Gebäude werden weiterhin genutzt." Gleichzeitig müsse es aber möglich sein, dass etwas Neues entstehe.

"Für mich ist der Dialog wichtig", beteuerte die Stadträtin. Jener mit der UNESCO sei jedoch schwierig, da die Möglichkeiten dazu veraltet und starr seien: "Es ist kaum möglich, den eigenen Standpunkt direkt zu vertreten. Es ist nicht möglich, dass man sich bewegt und zu gemeinsamen Auffassungen findet." Stattdessen würden die selben Vorgaben immer wieder wiederholt - die "im Übrigen sehr schwer vereinbar sind mit den Bedürfnissen von Millionenmetropolen", wie Vassilakou versicherte.