Die beiden Burgschauspieler Nicholas Ofczarek (45) und Michael Maertens (53) wurden heute, Mittwoch, Nachmittag im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes durch Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) zu Kammerschauspielern ernannt. Ihr Fazit: "Wir sind zwei Hochstapler, die es zum Kammerschauspieler gebracht haben. Danke."
Drozda, der die Karrieren der beiden Geehrten seit seiner Zeit als kaufmännischer Geschäftsführer des Burgtheaters (1998 bis 2008) verfolgt habe, outete sich in seiner Begrüßung als "Fan" und gab die eine oder andere Anekdote zum Besten, die die breite Bekannt- und Beliebtheit der beiden Schauspieler untermauerten. "Zeit"-Journalist Peter Kümmel verglich die beiden Burgschauspieler, die in zahlreichen Rollen gemeinsam auf der Bühne standen, in seiner mit Zitaten gespickten, launigen Laudatio mit "zwei Artisten, die - wie Flieger und Fänger - aus entgegengesetzten Ecken der Manege aufeinander zufliegen und darauf vertrauen, dass sie einander schon treffen werden".
Die beiden seien auf der Bühne wie "eine Gebärende und eine Hebamme", was die auf der Bühne in Sprache "geborenen" Gedanken betreffe. Während Ofczarek wirke, als wolle er auf der Bühne gefürchtet werden, wolle Maertens auch geliebt werden. "Sie haben sich verbündet - ähnlich wie einst der leider verstorbene Gert Voss und Ignaz Kirchner", so Kümmel. "Wenn zwei wie sie zusammen spielen, ist alles möglich."
Im Anschluss gab Kammerschauspielerin Maria Happel einige Gedanken zum Besten und erinnerte sich daran, wann sie dem "Michi, dem Nordlicht", das erste Mal begegnet ist. In ihrer ersten gemeinsamen Arbeit bei Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" habe sie sich in sein schauspielerisches Können verliebt. Mit Ofczarek sei sie in Shakespeares "Was ihr wollt" erstmals gemeinsam auf der Bühne gestanden und habe seither jedes Mal gedacht: "Das geht nicht besser". Gemeinsam mit Maertens sei er wie Dean Martin und Jerry Lewis, Tom und Jerry oder "Die gefürchteten Zwei".
Das ungleiche Paar bedankte sich im Anschluss in einer launigen Doppelconference. Maertens: "Ich kann mir ein Leben ohne Niki Ofczarek nicht mehr vorstellen. Auf der Bühne eh nicht, aber auch nicht im privaten Leben. Ich wohne sogar auf derselben Etage im selben Haus. Wenn ich auf dem Balkon stehe, kann ich ihn rufen und wir können Text üben." Wer die beiden gemeinsam auf der Bühne sehen will, hat bereits heute Abend die Möglichkeit, wenn sie in Becketts "Endspiel" im Akademietheater zu erleben sind.
Die große Zahl der Gratulanten sprengte die Sitzplatzkapazitäten des Kongresssaals, darunter etwa Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth, die Kammerschauspieler-Kollegen Elfriede Ott, Peter Matic und Peter Simonischek sowie Maertens' Ehefrau, die Burgschauspielerin Mavie Hörbiger. Auch Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann, der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer und Bundestheater-Holding-Chef Christian Kircher oder Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger machten dem frisch gebackenen Kammerschauspieler-Duo ihre Aufwartung.