Seine Visitenkarte verrät bereits viel: "Andreas Großbauer, Violine, Vorstand". Der im Juni neu gewählte Vorstand der Wiener Philharmoniker managt zwar das berühmteste Orchester der Welt, organisiert zwischen Tokio und New York weltweit Konzerttermine, verhandelt mit Dirigenten, Solisten, Sponsoren und muss die Kunst beherrschen, eine "Demokratie der Könige" - wie sein Vorgänger Clemens Hellsberg das Orchester bezeichnete - zu führen, aber an erster Stelle im Leben des Andreas Großbauer steht immer noch die Violine. Wie ein Wirbelwind ist er Minuten zuvor vom Flughafen kommend in sein Büro im ersten Stock des Musikvereins in Wien gestürmt, hat seinen Hut gekonnt im Vorbeigehen auf den Kopf von Beethoven geworfen, der als kleine Figur vor dem Fenster neben seinem Schreibtisch steht. Soeben hat er in Baden-Baden den Karajan-Preis entgegengenommen. Er hält die goldene Figur stolz in die Luft. "Alles voller Fingerabdrücke, alle Musiker wollten sie in der Hand halten", sagt er und lässt sich in einen Sessel fallen.