"Mit Bedauern" ob des Auslaufen seines Vertrags nach zwei Amtszeiten und Glückwünschen für seinen Nachfolger Bogdan Roščic hat Staatsoperndirektor Dominique Meyer auf die heutige Entscheidung von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) reagiert. In einer Stellungnahme gegenüber der APA betonte er, seine "Aufgabe bis zum Ende meiner Amtszeit 2020 mit demselben Enthusiasmus" weiterführen zu wollen.
"Als ich von der Entscheidung erfuhr, habe ich die Direktionsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter versammelt und gebeten, den neuen Direktor bei der Umsetzung all seiner Projekte zu unterstützen, um der Wiener Staatsoper eine strahlende Zukunft zu sichern", so Meyer, der seinem Nachfolger "viel Glück und Erfolg mit dieser erfüllenden und herausfordernden Aufgabe", wünschte. "Ich meinerseits werde neue Wege beschreiten."
Die Fachwelt
Überrascht haben Persönlichkeiten aus dem Musiktheaterbereich auf die heutige Kür von Bogdan Roščic zum neuen Staatsoperndirektor ab 2020 reagiert. Während Roland Geyer, Intendant des Theaters an der Wien, von einer "beinahe amerikanischen Lösung im Sinne von 'alles ist möglich'" spricht, freut sich der frühere Staatsoperndirektor Ioan Holender über den "sehr guten und unösterreichischen Weg". Dass Roščic bisher keine Erfahrung als Theaterleiter habe, sei "nicht so wichtig", sei es bei früheren Direktoren wie Herbert von Karajan, Lorin Maazel oder ihm selbst doch nicht anders gewesen. Auch das Alter Roščic' wertet Holender als positiv.
Stärkere Verbindungen zu Roščic haben die Wiener Philharmoniker, erscheint doch die alljährliche Neujahrskonzert-CD bei Sony Classical. Das Orchester stand bekanntermaßen klar hinter einer Vertragsverlängerung von Dominique Meyer, wolle aber "im Sinne des Hauses" positiv an die Sache herangehen, wie Vorstandsvorsitzender Andreas Großbauer in einer Stellungnahme gegenüber der APA betonte. Mit dem "erfahrenen Musikmanager" Roščic arbeite man jedenfalls "schon seit längerem erfolgreich zusammen", so Großbauer.
Auch Volksopern-Direktor Robert Meyer gratulierte Roščic in einer kurzen Stellungnahme, wünscht "ihm und der Wiener Staatsoper alles Gute" und freut sich "auf eine gute Zusammenarbeit".
Gratulation "zu dieser ausgezeichneten Entscheidung" kommt von Nikolaus Bachler, der die Wahl als "großartiges Signal für die Zukunft der Wiener Staatsoper" bezeichnet. "Bogdan Roščic wird das Haus mit Mut, Offenheit und Fantasie in die Gegenwart und auf die internationale Bühne führen." Der österreichische Intendant der Bayerischen Staatsoper hatte sich - anders als von Medien im Vorfeld gemutmaßt - nicht um die Nachfolge Meyers beworben.
Politiker-Reaktionen
Es gehe nicht an, dass eine Person ohne berufliche Erfahrung mit dem Musiktheater Leiter eines der führenden Opernhäuser der Welt und Aushängeschild der Kulturnation Österreich werde, stellt hingegen FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz in einer Aussendung fest. Er hob die "hervorragende Auslastung" der Wiener Staatsoper hervor, Direktor Dominique Meyer habe beste Kontakte zu den Akteuren gehabt. Aus freiheitlicher Sicht könne eine solche Bestellung nur als untaugliches Element gesehen werden, mit dem die Kulturnation Österreich um einen Teil mehr abgewirtschaftet werde.
Der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, gratuliert dagegen Roščic und bezeichnete dessen Bestellung als "außergewöhnliche Wahl eines kreativen Kopfs aus der Kulturbranche". "Ich kenne Bogdan Roščic noch aus dem ORF. Er hat schon dort bewiesen, dass er einer der kreativen Köpfe der Kulturbranche ist. Mit ihm kommt frischer Wind in die Staatsoper, die sich auf eine Neuausrichtung freuen darf. Als Quereinsteiger ist der ehemalige Ö3-Chef eine außergewöhnliche, aber eine gute Wahl", so Zinggl in einer Aussendung.
Die Entscheidung ihres Parteifreunds Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) bezeichnete SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel als "innovativ und zukunftsweisend". "Bogdan Roščic bringt durch sein Alter und seinen beruflichen Werdegang die richtigen Voraussetzungen für die Herausforderungen mit, der sich die Opernkunst im 21. Jahrhundert stellen muss. So geht es u.a. darum, neues, jüngeres Publikum für die Oper zu begeistern und neue Zugänge - Stichwort Digitalisierung - zu finden", so Hakel.