1.805 Tage ist Hannes Führinger in Kairo in Haft gesessen - verurteilt wegen illegalen Waffenbesitzes. Vergangene Woche wurde der Burgenländer vorzeitig entlassen und kehrte nach Österreich zurück. Über seine Zeit im Gefängnis in Ägypten hat der jetzt 36-Jährige ein Buch geschrieben, das am Freitag in Wien vorgestellt wurde.
"Tod, Hunger, Krankheit und Verzweiflung waren allgegenwärtig, in den Zellen Millionen Kakerlaken, Ratten und anderes Ungeziefer", erzählte Führinger. Im Mai 2015 sei es ihm gelungen, mit eingeschmuggelten elektronischen Bauteilen zwei chinesische Spielkonsolen so umzubauen, dass er damit ins Internet kam. Dadurch hatte er regelmäßig Kontakt zu seiner Familie und konnte seine Notizen für das Buch übermitteln.
Versorgung schwierig
Nach Jahren in überfüllten Zellen sei er den größeren Bewegungsradius in Österreich nun nicht mehr gewöhnt. "Ich habe laufend Muskelkater vom vielen Gehen", sagte er beim Pressegespräch. Am meisten vermisst habe er seine Familie. Aber auch "saubere Luft zu atmen, sauberes Gewand anzuziehen und eine Dusche zu nehmen". Wirklich realisiert, dass ihr Mann wieder da sei, habe seine Frau Lisa, "als wir am Abend vorm Fernseher gesessen sind und ich einfach meine Beine über seinen Schoß gelegt hab", sagte sie im Gespräch mit der APA. "Wir haben so lange davon geträumt." Zu seinen Zukunftsplänen äußerte sich Führinger nicht. "Ich habe fünf Jahre zu verarbeiten, ich möchte jetzt erstmals den Alltag auf mich wirken lassen", sagte er.
Fünf Jahre in Kairo im Gefängnis: Burgenländer präsentierte Buch
Das schwierigste während dieser Zeit sei die Versorgung ihres Mannes mit Nahrungsmittel und Medikamenten gewesen, erzählte die Ehefrau. "Die Versorgung im Gefängnis hat nichts mit Nahrung zu tun. Es war ein Kübel braune Brühe, in der Steine und Zigarettenstummel waren. Personen, die das gegessen haben, wurden schwer krank", sagte der Burgenländer. "Ohne militärische Ausbildung hätte ich das vermutlich nicht überlebt."
Im Stich gelassen
In seinem Buch erhebt Führinger schwere Vorwürfe gegen die österreichischen Behörden. Das Außenministerium in Wien und die Botschaft in Kairo hätten ihn jahrelang im Stich gelassen. "Wir verstehen natürlich, dass er sich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden hat, dennoch muss klar gesagt werden, dass es sich um einen der bestbetreuten Haftfälle gehandelt hat", sagte Thomas Schnöll, Sprecher des Außenministeriums, der APA.
Dass im Mai 2014 ein Gefangenenaustausch scheiterte, wie der 36-Jährige in seinem Buch schreibt, dementiert das Ministerium. Laut Führinger hätten die österreichischen Behörden den Austausch abgelehnt, weil die ägyptischen Haftbedingungen den in Österreich einsitzenden ägyptischen Häftlingen nicht zumutbar seinen. "Es ist überhaupt nicht der Fall, dass es so einen Austausch hätte geben sollen", erklärte der Außenministeriumssprecher.
Führinger hatte sich mit einer Sicherheitsfirma selbstständig gemacht und war am 2. November 2011 bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Kairo festgenommen worden. Er war mit vier deklarierten Gewehren und 200 Stück Munition für seinen ersten großen Auftrag nach Ägypten gereist, bei dem es um die Bewachung eines Schiffstransports ging. 2013 wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. "Wir haben auch nach Rechtskraft des Urteils mit einer Reihe außerordentlicher Anträge versucht, seine Freilassung zu erwirken", sagte Schnöll.