Eine "ein wenig kleinere Viennale" hat Langzeitdirektor Hans Hurch im Metro Kinokulturhaus vorgestellt. Die 54. Ausgabe vom 20. Oktober bis zum 2. November ist einen Tag kürzer als in den beiden Vorjahren, "weil ich glaube, dass sie einen Tag zu lange war", so der "einfache Grund". Das Festival werde "schlanker, und damit, wie ich hoffe, übersichtlicher und publikumswirksamer".
Die Kürzung sei eine Reaktion auf die Kritik vonseiten des Publikums, "dass man durch die Vielzahl an Filmen schon erschlagen wird", sagte Hurch bei der Programmpräsentation. So wurde etwa die 11.00-Uhr-Schiene im Gartenbaukino gestrichen und das "Herzstück" von Österreichs größtem Filmfestival, das reguläre Programm, auf 200 Filme gestrafft. Mit elf Langspielfilmen weniger als im Vorjahr ist das Verhältnis von Spiel- und Dokuwerken nun nahezu gleich: 79 Spielfilme (2015: 90) stehen 69 Dokus (2015: 73) gegenüber; dazu kommen 52 Kurzfilme (2015: 50) sowie rund 140 Arbeiten in Spezialprogrammen.
"Bubentraum"
Letztere sind u.a. den verstorbenen Filmemachern Peter Hutton und Jacques Rivette, dem analogen Kino sowie kubanischen Wochenschauen der 60er-Jahre, sogenannten "Noticieros", gewidmet. Das Filmarchiv Austria lädt zur Wiederentdeckung des Filmemigranten Robert Land, das Filmmuseum verschreibt sich in seiner Retrospektive heuer "Thema und Variation im Film". Und einen "Bubentraum" erfüllt sich Hurch mit einem filmischen Special zur 60er-Jahre-Band The Kinks, "meiner Lieblingsgruppe ever". Neben dem Musikfilmregisseur Julien Temple könnte auch Band-Gitarrist Dave Davies kommen, während Ray Davies, kreativer Mastermind der Band, spontan entscheiden wolle. "Mein Traum wäre, die beiden Brüder in Wien miteinander zu versöhnen", schmunzelte Hurch, "dann habe ich mein Lebenswerk erfüllt."
"Dancer in the Dark"
Unerfüllt bleibt der Wunsch, den US-Charakterdarsteller Christopher Walken anlässlich der ihm gewidmeten Personale "Dancer in the Dark" nach Wien zu holen, wobei es lange Zeit "sehr gut ausgesehen hat", meinte Hurch. Die Absage erfolgte schließlich, weil der 73-Jährige am Montag mit den Dreharbeiten zur Familienkomödie "The War With Grandpa" mit Robert De Niro beginnt - "das kann ich Ihnen traurig gestimmt, wie wir sind, verraten". Dafür haben sich namhafte Filmemacher wie Olivier Assayas, Luc Dardenne, Abel Ferrara, Terence Davies, Su Friedrich und Kenneth Lonergan angekündigt. Letzterer eröffnet das Festival mit seinem Drama "Manchester by the Sea", das - ebenso wie der Abschlussfilm "La La Land" von Damien Chazelle mit Ryan Gosling und Emma Stone - bereits jetzt als Oscar-Anwärter gehandelt wird und für Hurch "einer der schönsten und ungewöhnlichsten Filme des Jahres" ist.
John Carpenter kommt
Auftakt und Abschluss werden traditionell als Galaabende ausgerichtet. Der rote Teppich wird auch Horror-Altmeister John Carpenter ausgerollt, der am letzten Festivaltag dem Publikum zu seinem Genre-Klassiker "They Live" (1988) im Stadtkino im Künstlerhaus Frage und Antwort steht und am Folgetag seine Filmsounds in der Stadthalle F präsentiert. Zu einer zwischen Lesung und Konzert angesiedelten Performance lädt indes Wien-Fan Patti Smith (1.11.), die zudem im Metro Kinokulturhaus eine Auswahl ihrer fotografischen Arbeiten zeigen wird. Einige der Fotos seien in Wien entstanden, betonte Hurch, "jedes hat eine ganz eigene Geschichte und besondere Anmutung".