Mit seinen Preisen kann Wim Wenders Regale füllen. Eine Goldene Palme ist darunter, ein Berlinale-Ehrenbär, drei Europäische Filmpreise und ein Goldener Löwe der Festspiele Venedig. Bald könnte ein zweiter Löwe für den deutschen Regisseur dazukommen: Beim 73. Festival, das am Mittwoch startet, läuft seine Peter-Handke-Adaption "Die schönen Tage von Aranjuez" neben 19 weiteren Filmen im Wettbewerb.

Unter allen Beiträgen in der Hauptauswahl ist das deutsch-französische Beziehungsdrama das einzige Werk eines deutschen Regisseurs. Basierend auf dem Theaterstück seines langjährigen Freundes Peter Handke erzählt Wenders darin von den Unterschieden zwischen Frau und Mann - gedreht in 3D. Zur Eröffnung wird am Mittwochabend allerdings erst einmal ein romantisches Musical gezeigt: In "La La Land" verliebt sich ein Jazzpianist in eine junge Schauspielerin - in den Hauptrollen sind Ryan Gosling und Emma Stone zu sehen, die gleich zum Auftakt Hollywoodglanz in die Lagunenstadt bringen sollen.

Wim Wenders
Wim Wenders © (c) APA/EPA/IAN LANGSDON (IAN LANGSDON)

Überhaupt finden sich im diesjährigen Programm des ältesten Filmfestivals der Welt zahlreiche prominente Namen wieder. So haben sich im Wettbewerb etwa Keanu Reeves und Jim Carrey für die Kannibalen-Romanze "The Bad Batch" angekündigt. Der Deutsch-Ire Michael Fassbender und die schwedische Oscarpreisträgerin Alicia Vikander ("The Danish Girl") stellen das Familiendrama "The Light Between Oceans" vor. Und Modedesigner und Regisseur Tom Ford, der schon 2009 mit dem berührenden "A Single Man" in Venedig war, zeigt den Thriller "Nocturnal Animals" mit Amy Adams und Jake Gyllenhaal.

Der Franzose Francois Ozon geht mit der deutsch-französischen Produktion "Frantz" ins Löwen-Rennen, während der US-Amerikaner Terrence Malick mit "Voyage of Time: Life's Journey" eine Dokumentation mit Brad Pitt und Cate Blanchett als Erzählern an den Lido bringt. Der Serbe Emir Kusturica hingegen stellt nach langjähriger Spielfilmpause "Na mlijecnom putu (On the Milky Road") mit Monica Bellucci vor.

Monica Bellucci
Monica Bellucci © AP (Rebecca Blackwell)

Mit Spannung wird außerdem "Jackie" des Chilenen Pablo Larraín erwartet. Natalie Portman, die für ihre intensive Darstellung in "Black Swan" 2011 den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann, verkörpert nun Jacqueline Kennedy. "Jackie" erzählt aus der Sicht der einstigen First Lady der USA vom Attentat auf deren Ehemann John F. Kennedy im Jahr 1963. Ob das preiswürdig ist, darüber entscheidet zum Festivalende am 10. September eine internationale Jury, die heuer vom britischen Oscarpreisträger Sam Mendes ("American Beauty", "Skyfall") geleitet wird.

Außer Konkurrenz hat Festivalchef Alberto Barbera den Oscarpreisträger Mel Gibson mit seinem Zweiter-Weltkriegs-Film "Hacksaw Ridge" und Hauptdarsteller Andrew Garfield eingeladen, ebenso wie Naomi Watts und Liev Schreiber für das Boxerdrama "The Bleeder". Denzel Washington und Ethan Hawke werden für den Abschlussfilm erwartet, die Neuauflage des Kinoklassikers "Die glorreichen Sieben". Deutlich unbequemer dürfte "Safari" des österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl werden: Der Dokumentarfilm beobachtet Menschen, die zum Jagen nach Afrika reisen - "ein Urlaubsfilm über das Töten", wie Seidl erklärt. Der Film, der am 16. September regulär in den österreichischen Kinos startet, wird in der "Non Fiction"-Schiene gezeigt.

Das österreichische Filmschaffen ist in Venedig weiters durch den Film "Die Einsiedler" des Südtiroler Regisseurs Ronny Trocker mit den Wiener Schauspielern Andreas Lust und Ingrid Burkhard sowie den österreichisch-deutschen Kurzfilm "Srecno, Orlo!" von Sara Kern vertreten. Beide Produktionen laufen in der Orizzonti-Reihe; in der Sektion "Venezia Classici" wird Michael Palms Dokumentarfilm "Cinema Futures" über die Gegenwart und Zukunft von Film und Kino vorgestellt.