"Ja es umgibt uns eine neue Welt!" Dieses Zitat aus "Torquato Tasso" stand heute als Motto über der Spielplan-Präsentation des Burgtheaters für 2016/17. Goethes Künstlerdrama steht am 24.9. am Beginn einer Burg-Saison, die sich politischen Themen und großen Stoffen widmet, und "einen richtigen Antiken-Schwerpunkt hat, der sich noch eine Saison weiter ziehen wird", wie Karin Bergmann sagte.

Die Burgtheater-Direktorin setzt in ihrer nächsten Saison auf alte Mythen und junge Regie-Kräfte. Zwar würden "Leuchttürme" wie Andrea Breth (sie wird die übernächste Saison eröffnen und noch ein zweites Projekt realisieren) weiterhin am Haus arbeiten, doch sie setze so stark wie noch nie auf den neuen Blick, den junge Regisseure einbrächten. "Mir ist es wichtig, junge Leute auch an größeren Orten inszenieren zu lassen. Und wir haben endlich auch mal eine Frauentruppe hier. Im zunehmenden Alter wird man immer feministischer. Die Wirtschaft schafft es nicht - aber ich bin für die Quote."

"Offene Burg"

Also inszenieren Carolin Pienkos ("Coriolan" mit ihrem Gatten Cornelius Obonya), Tina Lanik (Ayad Akhtars Anti-Rassismus-Drama "Geächtet"), Martina Gredler (bringt Christine Nöstlingers "Lumpenloretta" zur Uraufführung), Cornelia Rainer (realisiert das auf die kommende Saison verschobene Shakespeare-Projekt "Hamlet, Ophelia und die anderen") und Valerie Voigt-Firon (Wolfram Hölls "Drei sind wir") sowie ihre Kollegen Martin Laberenz ("Torquato Tasso"), Alexander Wiegold ("der herzerlfresser" von Ferdinand Schmalz), Antu Romero Nunes ("Orestie"), Bastian Kraft (bringt den Visconti-Film "Ludwig II." auf die Bühne) und Nicolas Charaux, der Stefan Hornbachs "Über meine Leiche" realisiert.

Die "Junge Burg" heißt dagegen mit Beginn der nächsten Spielzeit "offene Burg". "Mir geht es um Grenzerweiterung. Ich möchte, dass die Burg dieses Haus verlässt und rausgeht", sagte Bergmann, die insbesondere ein "Stadtrecherche-Projekt" ankündigte, das nach "Transdanubien" führt. "Wir wollen ein Grätzel erforschen, rausgehen aus der großen Burg, den Menschen aber auch sagen, wie toll die Burg ist", sagte die neue Leiterin Renate Aichinger, die das Bürgertheater des Landestheaters Niederösterreich leitete und "im Sommer viel mit Flüchtlingen gearbeitet" hat. Für dieses "große Vorhaben", habe man sich "temporär noch einen Partner geholt", so die Burg-Chefin: "Airan Berg, der große Erfahrung im Bereich Außenprojekte hat, wird uns im Anfangsstadium unterstützen."

In der "Orestie" gehe es "um Macht, Herrschaft, um Schuld und Kriege, um verschiedene Lebens- und Staatsformen", daher sei sie "der beste Stoff" für eine Auseinandersetzung mit dem Heute. Mit Michael Thalheimers "Die Perser"-Inszenierung und einer Beschäftigung von Stephan Müller mit Platons "Gastmahl" wird das Studium der Antike vertieft.

Moderner "Jedermann"

Von den "großen Stoffen", die Bergmann bereits im Vorjahr ankündigte, wird auch der "Jedermann" realisiert. Dieser kommt 2017/18 - in einer Version von Ferdinand Schmalz. Sie sei auf den Autor, der das Stück bisher nur aus dem Fernsehen gekannt habe, zugegangen und mit ihm extra auf den Domplatz gefahren. Der neue "Jedermann" werde dasselbe Personal haben, "aber komplett im Heute sein." Bleibt noch "Die göttliche Komödie" offen: "Ich habe dann noch eine Saison, und ich werde sehen, ob ich dann auch noch den Dante schaffe."