Viel Spaß im Leben!“ ruft einem die Dame am Eingang noch zu. Davor hat sie Broschen (das Familienerbe) sowie Namensschilder mit der neuen Identität verteilt. Das eigene Leben wird an der Garderobe abgegeben. Während der nächsten drei Stunden bei der Performance „The Part of the Game-Game“ bin ich die Nummer 49, Frau Catalina, die, wie ihre Eltern, an den Gesangsverein „Maria Kreuz“ andockt.
Die jungen Wilden
Das Grazer Theater am Ortweinplatz (TaO!) ist bei seiner neuen Produktion mit dem jungen Kollektiv „Das Planetenparty Prinzip“ kaum wiederzuerkennen. Es entpuppt sich als Labyrinth aus 800 recycelten Druckerplatten mit 23 liebevoll arrangierten Kojen: Fun Room, Büro für „Die eine und andere Partei“, Fabrik, Banken, Beichtstuhl oder Beisl. Wie im echten Leben muss man zuerst die Schulbank drücken. Dort wird den Spielern unter der Regie von Simon Windisch eingetrichtert, wohin sie wollen sollen – ganz nach oben.
Wie Dieter Maternschitz, Frank Strohbach oder Hans-Peter Wurst. Der Zweck heiligt die Mittel! Es lebe der Lobbyismus! Ehrgeiz! Freunderlwirtschaft! Wie gut man das Spiel beherrscht, kann man an seinem Punktestand online ablesen.
Korrupt sind sie alle
Die Methoden: lügen, sich verbiegen, Geschäfte machen, auch krumme. 32 Performerinnen und Performer, allesamt mit mit ausgestopften, geschwollenen Bäuchen und Brüsten, verleiten listig zur Lüge. Vereinsmeier, Politiker, Laufburschen, Wirte, Banker, sogar der Postler: korrupt sind sie alle. Der Geheimcode für verschlossene Türen lautet nicht umsonst Panama.
Dass die Welt nicht gerecht ist, überrascht niemanden. In dieser originellen, irrwitzigen Gesellschaftssimulation wird man selbst bald gierig nach Geld und Rang, Teil des korrupten Systems. Spätestens dann, wenn man sich aufregt, dass einem Punkte abgezogen werden, weil man illegale Arbeiter aus China für eine soziale Investition, einen Kirschblütenpark, beschäftigt hat.
Fazit: Genialer Größenwahn im luftig leichten Spiel. Mehr davon!