Gleich drei Filme dürfen als die großen Gewinner der diesjährigen Oscars gefeiert werden: "The Revenant - Der Rückkehrer", "Spotlight" und "Mad Max - Fury Road". Doch auch Moderator Chris Rock hat gewonnen: Respekt für seine respekt- und schonungslose Rassismus-Schelte Richtung Hollywood-Establishment. Alles, was man zur Oscar-Nacht 2016 wissen sollte:

Gewinner I: "The Revenant - Der Rückkehrer": Auch wenn er nicht zum besten Film gewählt wurde, so wird dieses Rachedrama den meisten Fans vermutlich als der Oscar-Film des Jahres 2016 in Erinnerung bleiben. Hollywoodstar Leonardo DiCaprio sicherte sich bei seiner sechsten Nominierung den ersten Oscar. Der Mexikaner Alejandro Gonzalez Inarritu wurde zum zweiten Mal in Folge als bester Regisseur ausgezeichnet (nach "Birdman" 2015). Außerdem gab es den dritten Oscar hintereinander für Kameramann Emmanuel Lubezki - diesmal für das bildgewaltig und unmittelbar gefilmte Abenteuerepos. 2015 erhielt der Mexikaner den Oscar für "Birdman", im Jahr davor für "Gravity". Sehen Sie hier Leonardo DiCaprios Dankesrede, die ab Minute 2 politisch wird (Thema: Klimawandel):

Gewinner II: "Spotlight": Bester Film und dazu eine gesellschaftlich relevante, aufrüttelnde Geschichte. Das Werk des US-Regisseurs Tom McCarthy erzählt die wahre Geschichte eines Reporterteams der Zeitung "The Boston Globe", das einen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche aufdeckte. Zusätzlich gab es den Oscar für das beste Original-Drehbuch.

Gewinner III: "Mad Max - Fury Road": Dass die Endzeitsaga um Mel Gibson so furios und umjubelt fortgesetzt werden könnte, haben wohl nur wenige Fans geglaubt. Doch sechs Oscars für dieses postapokalyptische Actionspektakel mit Tom Hardy in der Hauptrolle sprechen eine deutliche Sprache - auch wenn es keinen Oscar in einer Königskategorie gab. Ausgezeichnet wurde das Werk von Regisseur George Miller für das Kostüm- und das Produktionsdesign, für den Film- und den Tonschnitt, die Tonmischung sowie das Make-up/Frisurenstyling.

#OscarsSoWhite: Bereits seit Bekanntgabe der Nominierungen tobt in den USA die Diskussion um die Missachtung schwarzer Schauspieler - im Internet unter dem Hashtag #OscarsSoWhite. Denn nicht ein Afroamerikaner war in den wichtigen Kategorien nominiert. Eine Steilvorlage für den schwarzen Moderator dieser 88. Oscar-Gala,Chris Rock. Die Awards seien auch als die "Preise der Weißen" bekannt, sagte der 51-Jährige. "Warum protestieren wir aber? Warum bei diesen Oscars?" Diese ganze "Keine Schwarzen"-Sache habe es schon mehr als 70 Mal gegeben. "Da gab es aber keine Proteste", sagte Rock mit Verweis auf die 50er und 60er Jahre. "Wir waren damit beschäftigt, vergewaltigt und gelyncht zu werden. Wenn deine Großmutter an einem Baum hängt", dann sei einem egal, was die beste Dokumentation sei. Die These, dass es anscheinend ein weißes und ein schwarzes Kino gibt, belegte er eindrucksvoll mit einem Einspielerfilmchen aus der kalifornischen Problemstadt Compton: Die befragten schwarzen Kinogänger konnten mit aktuellen "weißen" Oscar-Filmen recht wenig anfangen. Sehen Sie hier Chris Rocks "schwarzen" Opener:

Politische Botschaften: Selten war eine Oscarverleihung so politisch wie diese. Das Thema Rassismus zog sich - immer wieder befeuert durch Moderator Chris Rock - durch die gesamte Gala. Aber auch andere heiße Eisen wurden nicht ausgespart: Lady Gaga sprach und sang gegen die sexuelle Gewalt an, der viele junge Frauen in den USA ausgesetzt seien - namentlich in Schulen und Unis. "Auch ich bin ein Opfer", sagte sie auf dem roten Teppich. DiCaprio machte mit Blick auf sein Naturspektakel "The Revenant" auf den Klimawandel aufmerksam. Die "Spotlight"-Macher äußerten die Hoffnung, dass ihre Botschaft "Schützt unsere Kinder" bis zum Vatikan trage. Hier sehen Sie Lady Gagas Auftritt mit "Til It Happens To You":

More Oscars go to: Beste Hauptdarstellerin wurde Brie Larson für ihre Mutterrolle im Entführungsdrama "Room" ("Raum"). Die Nebendarsteller-Oscars gingen an die Schwedin Alicia Vikander für "The Danish Girl" und Mark Rylance für "Bridge of Spies - Die Unterhändler". Der Finanzthriller "The Big Short" erhielt den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Die Pixar-Produktion "Alles steht Kopf" wurde als bester Animationsfilm ausgezeichnet, der Science-Fiction-Thriller "Ex Machina" für die Spezialeffekte. Den besten Filmsong lieferten Jimmy Napes und Sam Smith mit "Writing's On The Wall" für den James-Bond-Film "Spectre" ab. Der 87-jährige Ennio Morricone erhielt für seine Kompositionen zum Quentin-Tarantino-Western "Hateful 8" seinen ersten Musik-Oscar.

Österreich: Die österreichisch-deutsche Oscar-Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Der deutsche Jungregisseur Patrick Vollrath musste sich bei der Verleihung mit seinem Filmakademie-Wien-Abschlussfilm "Alles wird gut" Benjamin Clearys "Stutterer" geschlagen geben. Die romantische Komödie wurde in der Kategorie "Best Live Action Short Film" ausgezeichnet. "Alles wird gut" (englischer Titel: "Everything will be okay") war nach Virgil Widrichs "Copy Shop" 2001 die zweite österreichische Produktion, die für einen Kurzfilm-Oscar nominiert wurde. Das 30-minütige Drama erzählt von einem Wochenendvater (Simon Schwarz), der seine achtjährige Tochter (Julia Pointner) heimlich außer Landes bringen will. Der Film, bei dem der 31-jährige Vollrath Drehbuch, Regie, Produktion und Schnitt verantwortete, wurde im Vorjahr auch in den Kurzfilmwettbewerb der "Semaine de la Critique" nach Cannes eingeladen sowie u.a. mit dem Max-Ophüls-Preis als bester mittellanger Film und mit dem First Step Award ausgezeichnet. Für die 88. Academy Awards hatte sich die Produktion durch den Gewinn eines bronzenen Studenten-Oscars qualifiziert.