So ein alter Besen, der bereits in den 1990er-Jahren eine ganze Generation dank raffiniert gestrickter Mystery vor die Bildschirme bannte, müsste doch heute auch noch kehren? So oder so ähnlich dürften die Überlegungen beim US-Sender FOX ausgesehen haben, ehe man die "Akte X" nach 14-jähriger Pause wieder geöffnet hat. Die Rechnung ging auf: 16 Millionen sahen das Comeback der FBI-Agenten Mulder und Scully (David Duchovny, Gillian Anderson) in den USA, drei Millionen waren es in Deutschland und fast 400.000 in Österreich. Die Quoten gingen ab Folge zwei zwar allerorts zurück, dennoch sind sie noch immer hoch genug, dass FOX bereits mit einer Fortsetzung des Aufgusses liebäugelt.
Serienklassiker wiederzubeleben, scheint en vogue zu sein: "Fuller House", die Neuauflage der Sitcom "Full House" (1987–1995), lief jüngst bei Netflix an. Die Streaming-Plattform lässt zudem neue Folgen der "Gilmore Girls" drehen. Dank Showtime soll "Twin Peaks" (1990/1991) weitergehen, auf CBS "MacGyver" (1985–1992) und Gerüchten zufolge wäre Frankie Muniz ebenso wenig abgeneigt, wieder "Malcolm mittendrin" (2000–2006) zu geben, wie David Faustino den Bud Bundy in "Eine schrecklich nette Familie" (1987–1997).
Für Andrea Bogad-Radatz, Film- und Serienchefin beim ORF, sind die vielen Comebacks "kein neues Phänomen. Es gab immer wieder Serien auf Basis von Spielfilmen wie ,Nikita‘, ,Stargate‘ oder neuere wie ,About a Boy‘ oder ,Sleepy Hollow‘. Und es gab immer wieder Remakes von Serien wie etwa ,Dallas‘ sowie im Animationsbereich ,Heidi‘ oder ,Biene Maja‘". Die derzeitige Vielzahl schreibt Bogad-Radatz der wachsenden Senderzahl sowie der steigenden Beliebtheit von Plattformen à la Netflix zu. "Mit Remakes will man natürlich auf alten Erfolgen aufbauen. Das ist keineswegs eine sichere Bank, wie man bei ,Dallas‘ gesehen hat“, erklärt die Serienchefin. "Timing und Zeitgeist sind für den Erfolg von Serien immer bedeutend. Gelingt es, eine alte Serie neu zu beleben und in die aktuelle Zeit zu transferieren, wird sich auch der Erfolg einstellen." Viel verspricht sich Bogad-Radatz im ersten Halbjahr aber auch von der neuen Krankenhausserie "The Night Shift" und der zweiten Staffel "Detective Laura Diamond".
Auch im ZDF wird derzeit ein alter Besen reaktiviert. Claus Theo Gärtner (72) steht wieder als Privatdetektiv Matula vor der Kamera. Gedreht wird noch bis 22. März in Hamburg. Sendetermin gibt es für das (vorerst einmalige) Special aber noch keinen.
Ein kleiner Überblick über ausgewählte Comebacks:
Akte X
Vergangenheit: Die Mystery-Serie lief in 202 Folgen und neun Staffeln von 1993 bis 2002.
Gegenwart: ORF (donnerstags) und ProSieben (montags) zeigen derzeit die sechs neuen Episoden von Staffel zehn.
Zukunft: Die Quoten sind o. k., eine elfte Staffel ist laut US-Sender FOX durchaus möglich.
Full House
Vergangenheit: Die harmlose Familien-Sitcom lief von 1987 bis 1995.
Gegenwart: Drei der Kinder aus den ersten 192 Folgen spielen in "Fuller House" selbst Mütter. Die neue Staffel ist seit 26. Februar auf Netflix abrufbar.
Zukunft: John Stamos (Onkel Jesse) kündigte weitere Folgen an.Netflix bestätigte dies aber noch nicht.
Gilmore Girls
Vergangenheit: Die Mutter-Tochter-Serie kam von 2000 bis 2007 auf 157 Folgen.
Gegenwart: Netflix dreht derzeit vier Folgen, die neun Jahre nach der letzten Episode einsetzen. Rory und Lorelai sind wieder mit dabei, der Ausstrahlungstermin wurde allerdings noch nicht bekannt gegeben. ATV zeigt unterdessen werktags (14.35 Uhr) alte Folgen.
Twin Peaks
Vergangenheit: Der Genremix aus Mystery, Horror und Krimi avancierte mit nur 30 Folgen 1990/1991 zur Kultserie.
Zukunft: Mit Regisseur David Lynch und Darsteller Kyle MacLachlan sollen heuer 18 Folgen entstehen. Showtime will sie 2017 ausstrahlen.
MacGyver
Vergangenheit: Von 1985 bis 1992 gab Richard Dean Anderson in der Actionserie den schlauen Bastler (139 Folgen).
Gegenwart: RTL Nitro zeigt samstags alte Folgen.
Zukunft: CBS arbeitet an einer Neuauflage der Serie sowie einem Film – ohne Details bekannt zu geben.
Malcolm mittendrin
Vergangenheit: 170 Folgen lang sorgte die Familie mit ihrem rustikal-rohen Charme für Lacher. Die Serie legte zwischen 2000 und 2006 auch den Grundstein für Bryan Cranstons Durchbruch.
Zukunft: Sehr unkonkret, aber Frankie Muniz (Malcolm) hätte große Lust und mangels Karriere Zeit. Bryan Cranston hat Lust, aber aufgrund seiner Verpflichtungen in Hollywood wenig Zeit.
