Es war eine spannungsreiche, unterhaltsame  Awards-Nacht mit verdienten Gewinnern: Der Golden Globe als bestes Kinodrama geht an Alejandro G. Inarritus "The Revenant". Er selbst wurde zudem als Regisseur geehrt, detto sein Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio. Für "Der Marsianer" (bester Unterhaltungsfilm, bester Darsteller) und "Steve Jobs" (beste Nebendarstellerin, bestes Drehbuch) gab es je zwei Globes.

Großer Verlierer des Abends ist Todd Haynes' lesbisches Beziehungsdrama "Carol" - fünfmal nominiert, keinmal gewonnen. Für Hollywoods großes Saisonthema Geschlechterdiversität war es insgesamt kein guter Abend. Auch Tom Hoopers dreifach nominiertes Transgender-Drama "The Danish Girl" ging leer aus. Bei den TV-Preisen tat sich die Streamingplattform Amazon diesmal groß hervor: beste Unterhaltungsserie mit "Mozart in the Jungle", auch die beste Dramaserie "Mr. Robot" läuft bei uns auf Amazon.
Hier zum Nachlesen: Der ganze Abend.

5 Uhr. Wie von vielen erwartet: Golden Globe als bester Drama-Darsteller für den haushohen Favoriten Leonardo DiCaprio. Er gewinnt mit "The Revenant". Darin spielt er Trapper, der von seinen Kumpanen als Schwerstverletzter hilflos in winterlicher Einöde zurückgelassen wird und sich zurück ins Leben und in die Zivilisation kämpft. "Es war eine einzigartige Erfahrung in meinem Leben", sagt DiCaprio über die Dreharbeiten zu dem außerordentlichen Film.

Golden Globe mit 26: Brie Larsen
Golden Globe mit 26: Brie Larsen © AP

4.55 Uhr. Die erste 26 Jahre alte Brie Larson gewinnt den Golden Globe als beste Drama-Darstellerin für den Drama-Thriller "Room". Darin geht es um Mutter und Sohn, die nach jahrelanger Gefangenschaft die Außenwelt neu zu bewältigen lernen müssen. Sie trumpfte auch auf dem roten Teppich auf. Die besten Bilder:

4.45 Uhr. Es geht ins Finale. Der beste Unterhaltungsfilm 2016 wird verkündet: Es ist Regisseur Ridley Scotts "Der Marsianer" - zumindest für die Vereinigung der ausländischen Korrespondenten in Hollywood. 90 Journalisten aus 55 Ländern stimmen über die Filme der Saison ab. In der Traumfabrik selbst werden die Preise nicht besonders wichtig genommen, da gelten nur die Oscars. Aber man feiert halt gern.

4.35 Uhr. Jennifer Lawrence erhält den Globe als beste Hauptdarstellerin in einem Unterhaltungsfilm für das Biopic "Joy" um die Erfinderin eines Wischmops (interessant, worüber sich heute Filme drehen lassen). Gewinnt die Frau eigentlich immer, wenn sie nominiert ist? Sieht so aus. Skurrile Liebeserklärung an ihren (oftmaligen) Regisseur David Gordon Green: "David, ich möchte neben dir begraben werden. Echt wahr."

4.25 Uhr.Alejandro G. Inarritu gewinnt den Globe als bester Regisseur für "The Revenant": "Kälte geht vorüber, Filme bleiben für immer", scherzt er über den Film, dessen harte Dreharbeiten in Eis und Kälte die Crew an ihre Belastungsgrenzen gebracht haben sollen. Inarritu wollte den Winterwestern unbedingt in echter Schneelandschaft drehen - ohne computergenerierte Bilder.Taraji P. Henson holte den Preis als beste Dramaserien-Darstellerin für "Empire", die Geschichte eines HipHop-Musiklabels.

Es gibt auch Leute, die den Abend bereits etwas lang finden:

— Tess Koman (@tessie_the_mess) 11. Januar 2016 ">

i want to thank my wine and several cake slices for getting me through this evening Ha Haha Hahahahahaha #GoldenGlobes

— Tess Koman (@tessie_the_mess) 11. Januar 2016

4.15 Uhr.Denzel Washington erhält, wie bereits vorab angekündigt, den Preis für sein Lebenswerk. Beim Ablesen seiner Dankesrede stockt er, weil er seine Lesebrillen am Tisch vergessen hat. Und kriegt sich vor Kichern fast nicht mehr ein: "Äh, hab ich jetzt meiner Familie schon gedankt?" Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt, um daran zu erinnern, dass bei den Golden Globes - im Gegensatz zu den Oscars - Alkohol ausgeschenkt wird. Deswegen gelten die Globes ja auch als so viel ausgelassener.

Zwischendurch ist Ricky Gervais ein bisschen gemein zu Mel Gibson. Der ist das aber schon gewohnt, Gervais macht sich jedesmal über seine Trinkgewohnheiten lustig. Diesmal kommt Gibson aber ganz gut davon: Gervais würde lieber mit ihm einen Drink einnehmen als mit Bill Cosby - auf den kommt bekanntlich ein Prozess wegen sexuellen Missbrauchs zu. Hier der Dialog Gervais-Gibson.

4 Uhr. Globe für "Mr. Robot" als beste Dramaserie. Amazon räumt diesmal ganz schön ab.

3.55 Uhr. Keine Überraschung, da die Konkurrenz eher mittelprächtig war: Sam Smiths Bond -Song "Writing's on the Wall" aus dem jüngsten Abenteuer "Spectre" ist der beste Filmsong. Hier gleich nochmals zum Nachhören.

3.45 Uhr. Der Globe für den besten Auslandsfilm geht an "Son of Saul", eine ungarische Produktion unter der Regie von Laszlo Nemes. Das Holocaust-Drama hat schon den Großen Preis in Cannes gewonnen.
Danach bittet Ricky Gervais den asiatischstämmigen Schauspieler Ken Jeong und den Afroamerikaner Kevin Hart zur Präsentation der besten TV-Nebendarstellerinnen in einer Miniserie auf die Bühne - und warnt sie: "Lasst euch nicht von Angelina Jolie und Brad Pitt erwischen, die adoptieren euch auf der Stelle."

Sie kann's nicht fassen: Lada Gaga gewinnt einen Golden Globe als Schauspielerin
Sie kann's nicht fassen: Lada Gaga gewinnt einen Golden Globe als Schauspielerin © Jordan Strauss/Invision/AP


Und den Preis? Gewinnt Lady Gaga! Die Popsängerin hat als Schauspielerin erst kürzlich in der Serie "American Horror Story" debütiert - als undurchsichtige Gräfin. "Das ist einer der größten Momente meines Lebens", stammelt die sonst so coole Performerin überwältigt. Tränen fließen. "Ich wollte eh immer schon gern Schauspielerin sein", stellt sie dann noch fest, "aber das mit der Musik hat eben früher funktioniert."

3.35 Uhr. Aaron Sorkin hat das beste Kinodrehbuch geschrieben - für "Steve Jobs". Schon der zweite Golden Globe für die Filmbiografie, die an den Kinokassen eher enttäuschte. Die Trophäeals bester TV-Hauptdarsteller in einer Unterhaltungsserie heimst der Mexikaner Gael Garcia Bernal ein. Er ist bei uns vor allem aus der Guevara-Bio "The Motorcycle Diaries" bekannt.

3.25 Uhr. Bester Animationsfilm: "Inside Out", Pixars hinreißendes Abenteuer um das komplizierte Innenleben eines heranwachsenden Mädchens. Bester Nebendarsteller in einem Kinofilm wird überraschen Sylvester Stallone  - für das Rocky-Sequel "Creed". Da gibt es Standing Ovations für den 69-Jährigen, der noch nie einen bedeutenden Schauspielpreis bekommen hat. Er bedankt sich artig, fügt aber hinzu: Die Liebe seiner Frau sei der tollste Preis auf der ganzen Welt. Und: Sein besonderer Dank gebühre wohl auch seinem besten Freund über die Jahrzehnte - Rocky Balboa. Mit der von ihm erdachten Figur wurde Stallone immerhin zum Superstar.

Sylvester Stallone brachte gleich die ganze Familie mit. Gut so, er hatte ja auch was zu feiern - seinen ersten Golden Globe.
Sylvester Stallone brachte gleich die ganze Familie mit. Gut so, er hatte ja auch was zu feiern - seinen ersten Golden Globe. © APA/AFP/VALERIE MACON

3.10 Uhr. Amy Schumer und Jennifer Lawrence präsentieren zwischendurch die nominierten Kino-Unterhaltungsfilme "Trainwreck" und "Joy" - in denen sie selbst die Hauptrollen spielen. Befehl ans Publikum: "Schalten Sie jetzt gefälligst Ihre Handys aus!" Den Globe als bester Hauptdarsteller in einem Kino-Unterhaltungsfilm gewinnt Matt Damon für "Der Marsianer". Er wendet sich prompt an seine Kinder ("Jetzt aber ab ins Bett!") und bedankt sich bei seiner Frau. Und: Er sei froh, an diesem Streifen mitgewirkt zu haben, "ich habe genug Filme gedreht, die kein Mensch sehen wollte." "Der Marsianer" hat in den USA 600 Millionen Dollar eingespielt.

3 Uhr.Jon Hamm gewinnt seine zweiten Globe als Hauptdarsteller der Sixties-Serie "Mad Men".Der 87 Jahre alte Ennio Morricone gewinnt den Globe für die beste Filmmusik ("The Hateful Eight"), Regisseur Quentin Tarantino nimmt den Preis an seiner Statt entgegen und findet bei dieser Gelegenheit den großen alten Mann der Kino-Komposition "besser als Mozart, Beethoven und Schubert". Aber hallo! Und Christian Slater gewinnt als Nebendarsteller in "Mr. Robot" (bei uns auf Amazon,in den USa auf Netflix), einem Hacker-Drama um schwere Cyberverbrechen. Scheint ein gutes Awards-Jahr für die Streamingplattformen zu werden.

2.45 Uhr. "Wolf Hall" ist beste TV-Miniserie, Oscar Isaacs, derzeit als waghalsiger Pilot Poe Dameron in "Star Wars" viel bewundert, ist bester Hauptdarsteller in der TV-Miniserie"Show Me A Hero".

Da freut sich eine: Kate Winslet mit ihrem Globe
Da freut sich eine: Kate Winslet mit ihrem Globe © APA/AFP/FREDERIC J BROWN

2.35 Uhr. Kate Winslet erhält den Globe als beste Nebendarstellerin in einem Kinofilm (für "Steve Jobs") und stellt fest: "Das war ein tolles Jahr für Frauen in Hollywood." Beste TV-Unterhaltungsserie ist "Mozart in the Jungle" (Amazon). Rachel Bloom gewinnt als beste Comedy-Hauptdarstellerin in "Crazy Ex-Grilfriend".

2.30 Uhr. Ehe sich Maura Tierney den Globe als beste TV-Nebendarstellerin in einer Miniserie ("The Affair") abholen durfte, war natürlich Britanniens giftigster Komiker dran. Schandmaul Ricky Gervais, der die Preise schon dreimal moderiert hat, ist den Amerikanern eigentlich zu scharfzüngig. Also musste er ein paar Jahre Pause einlegen, ehe er die Globes zum vierten Mal moderieren durfte. Und er ist  boshaft wie eh und je: Die  Geschlechtergerechtigkeit bei den Gagen in Hollywood habe sich stark verbessert, stellt er fest: "Alles bestens, ich kriege gleich viel Gage wie Tina Fey und Amy Poehler im Vorjahr. Ist ja nicht meine Schuld, wenn sie die Kohle teilen." Über Caitlyn Jenner, die kurz vor Bekanntgabe ihrer Geschlechtsumwandlung in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt war, stellt er fest: "Das Image der Autofahrerinnen hat sie nicht gerade verbessert." Und sogar "Schindlers Liste" sei ja wohl witziger gewesen als Adam Sandlers total abgestürzte Animationskomödie "Pixels".

2.15 Uhr. TV-Sender NBC, der das Golden Globe-Spektakel überträgt, ist in den Fernsehkategorien übrigens genau null Mal nominiert. Dafür gab's für die immer stärker werdende Konkurrenz der Streamingdienste Netflix, Hulu und Amazon insgesamt 14 (!) Nominierungen. Vielleicht mit ein Grund für NBC, das Event im Netz nicht offiziell zu streamen. Entsprechend groß ist die Aufregung in der Onlinecommunity.

Auf dem Roten Teppich

1.50 Uhr. Hochbetrieb auf dem roten Teppich vor dem Beverly Hills Hotel. Hier gilt: Je später der Abend, desto wichtiger die Gäste. Eben trafen Kate Winslet und Katie Perry ein, gefolgt von Lady Gaga in großer schwarzer Robe und Jennifer Lawrence, die zum roten Cut-Out-KLeid ein enormes Collier trägt. Leonardo DiCaprio, mit "The Revenant" einer der großen Favoriten des Abends. kommt ohne Begleitung. Im Livestream ist gut zu sehen, wie unbehaglich die Auftritte eigentlich sind: Die Stars werden von nervösen Assistentinnen über den Gang gescheucht, brüllende Fotografen und kreischende Fans sorgen für ein hohes Maß an Hysterie. Aber jetzt geht's ja eh gleich los.

Was bisher geschah

Zum 73. Mal werden in der Nacht auf Montag in Los Angeles die Golden Globes vergeben. Als Favorit für die prestigereichen Film- und Fernsehpreise der Hollywood-Auslandspresse gilt "Carol" von Todd Haynes. Das Melodram über eine lesbische Liebe in den 50er-Jahren ist fünfmal nominiert, darunter mit Cate Blanchett und Rooney Mara gleich doppelt in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin".

Um die Auszeichnung als bestes Filmdrama konkurriert "Carol" u.a. mit Thomas McCarthys Film "Spotlight" über die Aufdeckung eines Missbrauchsskandals innerhalb der katholischen Kirche und Alejandro Inarritus Rachethriller "The Revenant". Letzterer könnte Leonardo DiCaprio seinen dritten Globe als bester Hauptdarsteller einbringen.

Als weitere Anwärter für Darstellerpreise gelten u.a. Matt Damon ("Der Marsianer"), Amy Schumer ("Dating Queen"), Alicia Vikander ("The Danish Girl" und "Ex Machina"), Helen Mirren ("Trumbo") und Sylvester Stallone ("Creed - Rocky's Legacy"). Popstar Lady Gaga ist indes für ihre Rolle in der TV-Serie "American Horror Story: Hotel" erstmals nominiert.