Angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise haben viele Künstler und Kulturinstitutionen in Österreich gegenüber der APA Stellung bezogen und ihre Solidarität mit den Flüchtlingen bekundet. Dabei stehen auch bereits einige konkrete Projekte fest. So werden etwa die Wiener Philharmoniker am 28. September im Konzerthaus ein Benefizkonzert für die Flüchtlinge veranstalten.

Unter der Leitung von Christoph Eschenbach werden die Philharmoniker Ende des Monats Mozarts Symphonie in g-moll KV 550, die "Jupiter-Symphonie" KV 551 sowie die "Wesendonck-Lieder" von Richard Wagner mit der Mezzosopranistin Elisabeth Kulman zum Besten geben, wie am Montag in einer Aussendung mitgeteilt wurde. Der gesamte Kartenerlös wird den Flüchtlingshilfeorganisationen gespendet. "Wir setzen damit gemeinsam ein Zeichen für Humanität und Hilfsbereitschaft", so Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer. Die gesamte Organisation für die Veranstaltung habe man in nur zwei Tagen auf die Beine gestellt, alle Beteiligten werden unentgeltlich mitwirken. "Die Kraft der Musik kann Hoffnung spenden und ein Pflaster für die Seele sein."

Ähnliche Pläne verfolgen die Wiener Symphoniker, die bereits in Bregenz ihre Proben für Flüchtlinge geöffnet haben. Dort haben laut Geschäftsführer Johannes Neubert mehr als 600 Menschen das Angebot angenommen, und nun befinde man sich in Gesprächen, mit den Partnern Konzerthaus und Musikverein ähnliche Ideen in der Bundeshauptstadt aufzustellen. Die Staatsoper organisiert wiederum im Haus selbst eine Spendenaktion in Absprache mit der Caritas, und das Theater an der Wien wird den Kartenerlös der Generalprobe von Monteverdis "L'incoronazione di Poppea" für die Flüchtlingshilfe spenden. Zudem wurden auch hier während des Sommers von den Mitarbeitern für die Caritas-Flüchtlingshilfe Sachspenden gesammelt.

Wo im Musiktheaterbereich die künstlerische Reaktion aufgrund der langen Vorlaufzeiten bei Planung und Programmierung schwierig ist, können Sprechtheater mitunter flexibler reagieren. Einerseits passiert dies in den kommenden Wochen aufgrund schon vorgesehener Projekte wie bei "HAUS DREI" am Schauspielhaus Graz. Dort soll ab Beginn der Spielzeit für 100 Tage bis 20. Dezember eine offene Begegnungsplattform etabliert werden, in deren Rahmen auch die Flüchtlingsthematik angesprochen werden soll. Andererseits hat auch das Volkstheater Wien in der kürzlich angelaufenen Spielzeit Themen wie IS und syrische Flüchtlinge im Programm, und am Landestheater Niederösterreich ist in den kommenden Monaten die Uraufführung mit dem Titel "Flammende Reden, brennende Plätze" geplant, bei der Stimmen von Aktivisten Gehör finden, die teilweise als Folge ihres Engagements fliehen mussten.

Am Landestheater Linz soll u.a. das Chorkonzert zur Weihnachtszeit die Kriegsthematik aufgreifen, am 8. Dezember steht außerdem ein Benefizabend mit dem Verein SOS Menschenrechte an. Das Theater Phönix in der oberösterreichischen Landeshauptstadt hat als Saisonmotto "Revolution? Oder wie gehen wir mit der Krise um ..." gewählt und wird unterschiedliche Fallbeispiele auf die Bühne bringen. Zudem sollen Vorstellungseinnahmen gespendet werden.

Das Burgtheater wird wiederum die 60-Jahr-Feier im Oktober nutzen, um sich mit der Flüchtlings- und Asylthematik sowie der Begegnung der Kulturen auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit Schriftstellern und Bürgern wollen das Haus und sein Ensemble einen Appell an die "europäische Humanität" halten. Auch an der Österreichischen Nationalbibliothek erarbeitet man derzeit Maßnahmen, um dem Thema zu begegnen. Dies soll etwa beim Auftakt von "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek" am 19. Oktober geschehen. Und das Künstlerhaus wird neben Benefizveranstaltungen, für die man die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, versuchen, für 2016 Projekte zum Thema Flucht, Migration, Fremdsein zu beschleunigen.