Der Streit mit Intendant John Dew, nach dem er seine Position als Generalmusikdirektor in Darmstadt 2012 vorzeitig räumte, hat seiner steilen Karriere nicht geschadet. Constantin Trinks (39) dirigiert in dieser Saison Opern in ersten Häusern in Dresden, München, Paris und Zürich. Am Montag (und Dienstag) stand der aus Karlsruhe stammende Künstler erstmals am Pult der Grazer Philharmoniker, die er im Stephaniensaal mit klarer Zeichengebung sehr umsichtig durch Gerd Kührs „Linie Punkt Fläche Raum“ lotste. Ein 2008 in Wien vom ORF-Radio-Symphonieorchester unter Bertrand de Billy uraufgeführtes Auftragswerk, das in der Umsetzung von Aspekten der bildenden Kunst auf die Musik meisterhaft vorführt, wie eine sehr große Orchesterbesetzung nicht klanglicher Wucht, sondern subtil schattierter Farbenvielfalt dient.
Dass Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ weniger beeindruckend gelangen, lag nicht an dem um prägnante Charakterisierung bemühten Dirigenten, sondern an dem zumal im Blech nicht gut disponierten Orchester.
In Hochform brillierte hingegen Julian Rachlin (40) als Solist im zweiten Violinkonzert von Sergej Prokofjew mit technischer Bravour, rhythmischem Elan und süßem Ton im Mittelsatz. Mit Eugène Ysaÿes „Ballade“ op. 27/3 als Zugabe erinnerte er daran, dass er mit diesem heiklen Virtuosenstück vor fast exakt zwanzig Jahren sein Musikvereinsdebüt in Graz gefeiert hatte.
ERNST NAREDI-RAINER