Ganz offen gesagt: Wir sorgen uns etwas, ob das jetzt ein ernstes Interview wird oder eines, bei dem man zwanghaft versucht, lustig zu sein.

WOLFGANG FEISTRITZER: (lacht) Das kommt ganz auf die Fragestellung an. Grundsätzlich bin ich aber eher ein ernster Typ, laufe nicht herum wie Alf Poier, muss auch in Runden nicht immer im Mittelpunkt stehen.

Im Gegensatz zum Petutschnig Hons aus Schlatzing.

FEISTRITZER: Der ist halt aufgesetzter, kann sich mehr erlauben, aber ich kann schon mit Messer und Gabel essen.

Mit 55.000 Fabecooks-Likes innerhalb eines Jahres ist der Hons mittlerweile eine Marke. Warum kommt der Wut-Bauer so gut an?

FEISTRITZER: Der Erfolg verblüfft mich selbst oft. Wir haben im Mai vergangenen Jahres mit meiner Frau ein Video gedreht, eh da hinten am Holzstoß. So richtig selbstgemacht. Unsere Kamera ist so alt, wir kleben den Akku sogar mit einem Tixo an. Irgendwann hatten wir dan 500 Zuschauer und plötzlich ging das immer weiter. Und mit dem Red Bull-Video im Herbst ging das so nach oben mit den Views. Vielleicht ist der Hons die Stimme der schweigenden Mehrheit, einer dem man aber auch die derbere Wortwahl verzeiht.

Wie lange dauert es, so einen Charakter zu kreieren?

FEISTRITZER: Ich habe gemeinsam mit Reini Winkler seit über zehn Jahren ein Kabarett-Duo und da ist der Hons schon vor acht Jahren aufgetaucht. Wahrscheinlich ist er in mir drin und ich musste ihn nur hinauskitzeln. Er ist ja auch ein wenig mein Ventil. Wenn mich etwas stört, kann er es aussprechen.

Laut Telefonbuch gibt es zwei Johann Petutschnig in Kärnten - schon einen davon getroffen?

FEISTRITZER: Nein, und ich glaube, viele denken sogar, es gibt ihn wirklich. Ein Journalist hat vor ein paar Tagen bei der Gemeinde angerufen und gefragt, wo der Petutschnig-Bauer wohnt.

Bei wem testen Sie die Scherze?

FEISTRITZER: Bei meiner Frau. Sie ist auch verantwortlich dafür, dass manche Videos nicht veröffentlicht werden. Eines etwa, das ich zur Wahl gedreht habe.

Wie viel Politik verträgt das Kabarett?

FEISTRITZER: Es geht manchmal nicht ohne. Wenn der Hons sich nicht über die Hypo aufregen würde, liefe etwas falsch. Aber man muss auch aufpassen, wenn man ein halbes Jahr an einem Programm schreibt, will man es auch zwei Jahre spielen. Wer weiß, ob man ÖVP-Chef Spindelegger dann noch kennt? Andererseits gibt es auch Evergreens, wie Karl-Heinz Grasser. Die Grasser-Schmäh werden noch ein paar Jahre funktionieren.

Wo ist die Scham- und Schmerzgrenze beim Humor erreicht?

FEISTRITZER: Gibt es Dinge, bei denen ich mich nicht getrau', sie zu machen? Na ja, zu den Lehrern wollte ich etwas aufzeichnen, aber dann hab ich das aus Angst vor einem Shit-Storm sein lassen.

Ist die Bundeshymne ein Thema?

FEISTRITZER: Da kann ich nicht mitreden, ich hab sie nie gesungen, mag weder den Gabalier noch die Freiheitlichen und glaube trotzdem, dass es andere Themen gibt, die näher gehen, etwa das geringe Kinderbetreuungsgeld.

Wird es den Petutschnig Hons künftig eigentlich auch alleine auf der Bühne geben?

FEISTRITZER: Ja, wir arbeiten gerade daran. Er wird vor allem langsamer reden, damit man ihn auch in Wien versteht. Derzeit trägt der Hons ja nur ein Taschengeld zu meinem Einkommen bei.

Den Hauptteil leistet der Bauernhof?

FEISTRITZER: Ja, wobei alleine vom Bauernhof könnte ich auch nicht leben. Würde ich nicht Kabarett machen, müsste ich eben noch woanders arbeiten gehen, ich war ja auch neun Jahre als Vermessungstechniker tätig. So arbeiten wir hier als Familie, meine Frau, die vier Kinder und meine Eltern gemeinsam am Hof. 15 Milchkühe, 13 Hektar Wiesen und Felder, 30 bis 40 Rinder, ein paar Erdäpfel, die wir verkaufen und zwei Schweine noch für den eigenen Braten. Mehr braucht man zum Glücklichsein nicht.