Herr Gulbransson, Ihre Geschichte im am Freitag, den 7. November, erscheinenden Micky-Maus-Magazin zum Mauerfall ist „nur“ eine Seite lang. Ist eine kurze Story besonders schwierig?
JAN GULBRANSSON: Eine Einseiten-Story ist immer schwierig, nicht nur beim Thema Mauerfall. Da muss man sich zähmen, das man nicht zu viel in eine Story packt. Das ist ganz normal. Das Leiden eines Comic-Zeichners ist, dass man immer zu wenig Platz hat. In den Anfangsjahren ärgert es einen Comiczeichner aber unheimlich. Mittlerweile weiß ich aber, wo man sich bremsen muss. Auch wenn der Einfall gut ist, muss er raus. Dafür gibt es einen Papierkorb, den man nicht zu leeren braucht und da kommen später wieder Storys raus.

Was haben Sie gedacht, als man sie fragte, ob sie ein Comic über den Mauerfall schreiben können?
GULBRANSSON: Meine erste Reaktion war „Um Gottes Willen, das ist kein Thema für eine Donald-Geschichte.“ Ich glaube aber, das sie gut geworden ist. Bei „Voice of Germany“ wollte ich auch, dass um die Karrieren geht, die sich viele erhoffen, dann ist die Fallhöhe größer. Im Grunde ist es klar, wenn Donald bei einem Gesangswettbewerb mitmacht, dass es vorhersehbar ist. Doch ich wollte, dass es nicht vorhersehbar ist. Man schaut, dass jede Geschichte voller Überraschungen steckt.

Ist es für Sie als Zeichner und Texter ein Glücksfall, dass derzeit Geschichten, die in der Realität spielen, en vogue sind: Zuerst die Deutschland-Reise der Ducks, dann „Die Ducks in den Alpen“, jetzt „Voice of Germany“ und der Mauerfall.
GULBRANSSON: Ob das so weiter geht, weiß ich nicht. Man probiert auch, was funktioniert. Wenn es funktioniert, wird es weiter gehen. Das lasse ich auf mich zukommen. Ob die Storys aber in Österreich oder Timbuktu spielen, ist egal, man muss schauen, dass die Storys funktionieren. Für mich ist das kein gewaltiger Unterschied, die Ducks sind ja auf ihren Reisen immer in reale Länder gekommen.

Sie zeichnen derzeit nur für Disney. Sind sie ausgelastet?
GULBRANSSON: Ich bin auf der Insel der Seligen. Es war immer mein Lieblingsberuf, seit drei Jahren bin ich bei Disney wieder im Rennen. Heuer werde ich vermutlich über zehn Geschichten haben.

Welche Geschichten würden Sie gerne schreiben, die in unserer Realität spielen?
GULBRANSSON: Wenn mich ein Schauplatz interessiert, schreibe ich ihn in die Geschichte. Es gibt diesbezüglich keine unerfüllten Wünsche. Es geht mir aber um das Thema. Nächstes Jahr wird es eine Geschichte geben mit dem Entenhausener Geheimdienst.

Sie erfinden Comics, die andere sammeln. Sind Sie selbst ein Sammler?
GULBRANSSON: Ich bin kein Sammler. Ich habe relativ viele Comics. Wenn Sie meine Schallplatten sehen würden, würden Sie wahrscheinlich sagen, das ist ein Sammler. Es geht mir aber um die Musik. Ich würde es auch weggeben, nur nicht meine Rolling Stones-Sammlung. Bei den Stones habe ich eine Sammlermentalität. Früher habe ich auch den Spiegel gesammelt, aber der nimmt zu viel Platz weg.