Am 6. April wird der in Deutschland geborene Dirigent, Komponist und Pianist in New York 80 Jahre alt, doch so recht zurückschalten will er noch nicht.

Premiere. Im Mai soll seine neue Oper "Brief Encounter" in den USA Premiere feiern. In Deutschland stehen einige Konzerte mit seiner fünften und vorerst letzten Ex-Frau Anne-Sophie Mutter auf dem Programm. Und in der New Yorker Carnegie Hall gibt's zum Geburtstag gleich eine ganze Konzertserie, die die Bandbreite des Künstlers zeigen soll. Auf die Frage, wie er gern sterben möchte, antwortet er auf seiner Internetseite: "Später."

Werdegang. 1929 als Andreas Ludwig Priwin in Berlin geboren, musste er in der Nazi-Zeit mit seiner jüdischen Familie zunächst nach Paris und später in die USA fliehen. Schon mit 15 gab der begabte Musikersohn ein Jazzkonzert in der Philharmonie von Los Angeles und zählte bald zu den hochkarätigen Jazzern der US-Szene. Regelmäßig stand er mit Größen wie Benny Goodman, Dizzy Gillespie, Benny Carter oder Billie Holiday auf der Bühne.

Filmmusik. Sein Brot verdiente Previn, inzwischen US-Staatsbürger, seit 1948 als erfolgreicher Hollywood-Musiker beim Studio Metro Goldwyn Meyer. Die erste Filmmusik schrieb er für eine Folge der Serie "Lassie". Für die Filme "Gigi", "My Fair Lady", "Porgy and Bess" sowie "Irma la Douce" heimste er jeweils einen Oscar für die beste Filmmusik ein. Trotz des Erfolgs wandte er der Traumfabrik nach 16 Jahren schlagartig den Rücken. "Ich wollte mit dem Talent spielen, das ich hatte", sagte er.

Aufstieg. Neues Standbein wurde die klassische Musik, wieder ging es kometenhaft bergauf. Bei Pierre Monteux lernte er das Dirigieren, übernahm 1967 das Houston Symphony Orchestra und wurde nach nur drei Jahren als Nachfolger von Claudio Abbado als Chefdirigent und Musikdirektor an die Spitze des London Symphony Orchestra berufen.

Große Kooperationen. Seither hat der Tausendsassa mit praktisch allen großen Orchestern gearbeitet. Es folgten Verträge beim Pittsburgh Symphony Orchestra, beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, bei den Royal Philharmonics in London und zuletzt in Oslo. Seit den 90er Jahren wandte er sich verstärkt auch wieder dem Jazz zu, 1996 erschien mit dem "André Previn Jazz Trio" die CD "Showboat". Zudem gilt er weltweit als einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten.

Schwieriges Privatleben. Doch das Leben im Turbogang forderte seinen Preis: Privat hat Previn, ein leidenschaftlicher Kunstsammler, fünf gescheiterte Ehen hinter sich. Aus der Verbindung mit Schauspielerin Mia Farrow (Nummer drei) stammen drei leibliche und drei angenommene Kinder - Adoptivtochter Soon-Yi ist inzwischen Ehefrau von Filmemacher Woody Allen, nachdem zuvor Mia Farrow selbst mit dem Regisseur zusammen war.

Scheidung. Von der 34 Jahre jüngeren Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter ließ sich Previn nach vier Jahren Ehe 2006 wieder scheiden. Mit ihr ist er aber - ebenso wie mit Farrow - nach wie vor befreundet. Er tritt zusammen mit ihr auf, schreibt viele seiner Kompositionen für sie.

Rückblick. Ob er in seinem Leben etwas bereue, wollte eine Journalistin in einem Geburtstags-Interview wissen. "Privat ja", gab er zu. "Ich habe einige ziemlich schlechte Entscheidungen in meinem Privatleben getroffen. Aber beruflich - nein, nicht wirklich."