"My One And Only" erzählt von den Jugendjahren des Film-Beaus George Hamilton. Die Zentralfigur ist seine Mutter Ann Devereaux. Als Ehemann Dan sie zum x-ten Mal betrügt, packt sie ihr Gepäck und ihre beiden Söhne in einen Cadillac und macht sich quer durchs Land auf die Suche nach einem neuen Ernährer für die Boys. Leider sind die Anwärter bereits vergeben, pleite oder Psychopathen. Der Film ist eine gelungene, heiter-bissige Hommage an die Screwball-Comedy der dreißiger Jahre, und Renée Zellweger formt die Figur der Ann als bunt-schillernden Charakter. Kritikerlob: "Sie schimmert wie eine Südstaaten-Perle."

Ann Devereaux ist eine Rolle, um die sich manche Kollegin gerissen hätte. Wie ist sie bei Ihnen gelandet?
RENÉE ZELLWEGER: Ich drehte gerade einen anderen Film, als mir das Drehbuch geschickt wurde. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Bei manchen Stellen musste ich laut lachen, bei anderen kamen mir die Tränen. Ich staunte, wie gut alle Charaktere gestrickt waren.

Besiegelt wurde der Pakt bei einem Essen mit Regisseur Richard Loncraine in Los Angeles?
ZELLWEGER: Dabei stellte sich heraus, dass wir dieselben Ideen hatten. Das heißt: Er entwickelte sie und erklärte mir ganze Szenen, und ich habe immer nur zustimmend genickt. Ich war so heiß auf die Rolle, dass ich es nicht erwarten konnte, loszulegen. Ich sagte zu Richard: Ich möchte diesen Charakter endlich fühlen und sehen, was dabei herauskommt. Für uns alle wurde es ein Projekt der Leidenschaft.

Ann ist in ihrer Vielschichtigkeit weit entfernt von vielen lieben Rollen, die Sie gespielt haben?
ZELLWEGER: Lassen Sie sich nicht täuschen. Lieb war ich nicht immer. Da waren ganz schöne Zicken und andere furchtbare Typen dabei. Doch Ann ist wirklich was Besonderes: Sie kennt ihre eigenen Werte zunächst nicht, ihre Reise durch Amerika ist auch eine Reise zu sich selbst. Ihre Familie ist anfangs völlig zerrüttet, erst am Ende der Geschichte ist sie intakt.

Haben Sie eigene Lebenserfahrungen in die Darstellung der Ann hinein verarbeitet?
ZELLWEGER: Das werde ich Ihnen sicher auf die Nase binden.

Seit Ihrer Scheidung im Jahr 2005 heißt es, führen Sie keine romantische Zweierbeziehung mehr. Bei Ihrem letzten Berlin-Aufenthalt haben Sie eine diesbezügliche Frage so kommentiert: "Ich glaube an die Liebe, aber ich sitze nicht herum und warte auf sie. Ich kaufe Häuser". Und heute?
ZELLWEGER: Heute gestatte ich mir die Flucht in zwei Worte: No comment.

Zum Zeitpunkt der Filmhandlung, in den siebziger Jahren, war der Weg einer Frau zur Unabhängigkeit mit vielen Hindernissen gepflastert. Wie definieren Sie Unabhängigkeit?
ZELLWEGER: Dass man auch erkennen sollte, wie man tickt. Wahrscheinlich muss man viele Dinge in sich tragen, um sie irgendwann einmal erkennen zu können.

Welche Rolle spielt der Mann im Leben einer unabhängigen Frau?
ZELLWEGER: Ich antworte ehrlich, wenn ich sage, dass ich dazu keine Meinung habe.

Der Film entstand nach den Lebenserinnerungen Ihres Kollegen George Hamilton. Glauben Sie, dass alles stimmt?
ZELLWEGER: Richard Loncraine hat gesagt, George sei inzwischen alt genug, um auch ein bisschen flunkern zu dürfen.

Gab es einen lang bleibenden Eindruck von den Dreharbeiten zu "My One And Only"?
ZELLWEGER: Ja, den Sonnenbrand, den ich mir beim Dreh in der Wüste zugezogen habe. Es hat gedauert, bis ich ausgelitten hatte.

In Hollywood ist heute "jung und schön" Trumpf. Wie groß ist da der Druck für eine Charakterdarstellerin mit 39?
ZELLWEGER: Das Hollywood, von dem Sie sprechen, ist nicht mein Hollywood. In meinem geht es nicht darum, schön und dünn zu sein, sondern darum, seine Hausaufgaben und gute Filme zu machen.