Der ORF befände sich in ernsthaften Problemen, "wenn keiner mehr an den Sesseln der ORF-Geschäftsführung sägt. Denn dann wäre er in der Bedeutungslosigkeit". So kommentierte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz die Diskussion um die ORF-Geschäftsführung seitens diverser Politiker, die in jüngster Zeit Wünsche nach einer Personalveränderung an der Senderspitze laut werden ließen. "Grundsätzlich ist es gut, wenn viel über uns nachgedacht wird, denn dann sind wir wichtig fürs Land".

"Zu viel Diskussion". Wrabetz hält den ORF in der öffentlichen Diskussion - im Vergleich etwa zu Deutschland und der Schweiz - allerdings für überrepräsentiert. Wenn Politiker angesichts der aktuellen Finanzkrise und der damit verbundenen Probleme für den Staat in Interviews vor allem darüber nachdenken, "welcher Direktor im ORF wie lange im Amt bleibt", dann finde hier "eine vollkommene Übergewichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der öffentlichen Diskussion" statt, sagte Wrabetz bei einer Veranstaltung der österreichischen, deutschen und schweizen Initiativen für Qualität im Journalismus (IQ) in Wien.

Finanzielle Nöte. Dass sich der ORF in einer finanziell angespannten Situation befindet, wollte der Generaldirektor nicht leugnen, betonte aber "wir werden die Finanzlage lösen und Einsparungspotenzial heben". Dieses Unterfangen sei allerdings wesentlich einfacher, "wenn man den Rückhalt im Stiftungsrat hat. Aber auch wenn es den nicht gibt, werden wir das trotzdem tun - aber es ist schwieriger".

"Weitgehend frei". Der ORF sei in den vergangenen zwei Jahren unter Wrabetz' Führung einen sehr "journalistischen Kurs" gefahren. Hier sei es gelungen, sich vom Einflussbereich der Politik weitgehend freizuspielen. So gebe es heute weniger Interventionsversuche als früher - die Diskussion rund um die Begehrlichkeiten der Parteien findet heute öffentlich via Aussendungen statt. "Nur wenn es den öffentlich-rechtlichen Sendern so weit wie möglich gelingt, sich von der Politik freizuspielen, werden sie eine Zukunft haben. Wo sie zum Staatsfernsehen mutieren, verlieren sie an Glaubwürdigkeit", so Wrabetz.