Dieser Ben Thomas ist eine Rolle, die sich gewaltig von dem unterscheidet, was Sie sonst machen?
WILL SMITH: Das ist ganz klar kein Will-Smith-Film. Ich habe mich gegen diesen Charakter richtiggehend gewehrt.

Warum haben Sie "Sieben Leben" dann überhaupt gemacht?
SMITH: Weil man von Zeit zu Zeit seine künstlerische Bandbreite erweitern muss. Und so sehr ich mich gegen Ben Thomas gewehrt habe, so sehr hat er mich - nach vielen Diskussionen - nicht mehr losgelassen.

Was hat Ihnen an der Figur zunächst nicht gepasst?
SMITH: Ich wurde mir nicht klar: Ist er wirklich nur opferbereit, oder steckt auch ein Schuss Selbstsucht hinter seinen Handlungen? Ich habe von meiner Großmutter sehr viel gelernt. Unter anderem: So schlimm die Umstände gerade sein mögen, so viel Angst du auch hast, es gibt etwas Höheres, das über dich wacht. Gott wird dir immer helfen. Dieser Ben Thomas ist der Ansicht, dass Gott einen Fehler gemacht hat. Und dass er, Ben, diesen Fehler korrigieren muss. Er merkt nicht, dass er auf diese Art die Chance auf ein neues Leben, eine neue Liebe versäumt.

Rückblickend: Was hat Ihnen diese Rolle bedeutet?
SMITH: Es gab bisher keine, die mein Leben so verändert hat. Meine Frau Jada hat schon während der Dreharbeiten bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Sie fragte: "Kämpfst du so gegen diesen Kerl an, weil du viel von dir in ihm entdeckt hast?" Und eines Abends saßen wir beim Dinner, und es war merkwürdig still. Ich wollte wissen, warum das so war. Mein Sohn Jaden antwortete cool: "Weil du einen so irren Blick hast, Dad!" Das war mein Blick aus dem Film.

Sonst nicht Ihr Markenzeichen?
SMITH: Eben. Normalerweise gehöre ich zu jenen, die in jeder dramatischen Situation auch das Komische sehen. Vor sechs Jahren starb meine geliebte Großmutter. Selbst bei ihrem Begräbnis schlug das komödiantische Moment durch, und das wäre durchaus in ihrem Sinn gewesen.

Gab es nicht auch in Ihrem Leben Momente der Verzweiflung?
SMITH: Doch. Die Scheidung meiner ersten Ehe zählte zu den verheerendsten Ereignissen. Wir hatten ein zweijähriges Kind, und ich machte mir lange Zeit Vorwürfe, ich hätte versagt.

Jüngst ergab eine Umfrage, dass 2008 kein anderer Star so viel in die Kassen brachte wie Will Smith. Fühlen Sie sich geschmeichelt?
SMITH: Schon, aber mit aller Vorsicht. Ich muss dabei an den Bergsteiger denken, der unbedingt auf den Mount Everest möchte. Aber kaum ist er auf dem Gipfel, merkt er, dass er kaum atmen kann und wünscht sich, so schnell wie möglich wieder runter zu kommen.

Ist es leicht, bei Ihrem Status demütig zu bleiben?
SMITH: Es funktioniert, weil ich dankbar bin für alles, was ich erreicht habe und dafür, dass meine Ehe mit Jada so wunderbar funktioniert. So sehr mich die Menschen als Movie Star bewundern, ich möchte, dass sie mich einmal lieber als einen in Erinnerung behalten, der versucht hat, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Es gibt in "Sieben Leben" auch eine Liebesszene mit der schönen Rosario Dawson. Sie sagt, Sie seien sehr scheu gewesen?
SMITH: Scheu bin ich nicht. Ich versuche bei solchen Szenen nur, nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich die Situation, mit einer nackten Frau im Bett zu liegen, als Star ein bisschen ausnütze. Abgesehen davon, dass bei derlei Szenen immer eine Menge Leute rumstehen.

Was sagt Ihre Frau dazu?
SMITH: Ich habe Jada eingeladen, an diesem Tag zum Set zu kommen. Daraufhin hat sie mich angeschaut, als ob sie fragen wollte: "Bist deppert?" Dann meinte sie: "Geh ruhig ins Studio, und zeige ihnen, was du drauf hast!"

Ihr nächstes Projekt?
SMITH: Wird sicher ganz anders, wird wieder ein Hollywood-Ende haben. Ich meine das nicht unbedingt zynisch, denn diese Enden sind ja oft nur Sinnbild für erfüllte Träume. Auch für den "american dream". Den gibt es ja auch in Wirklichkeit.

Zum Beispiel durch die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten?
SMITH: Als er gewählt war, brach ich unkontrolliert in Tränen aus. Man stelle sich vor: Ein schwarzer Präsident! Nein, sagte ich mir, in diesem Land leben zwar viele Rassisten, aber Amerika ist kein rassistisches Land!

Gibt es den Plan, das Leben Obamas mit Ihnen zu verfilmen?
SMITH: Es gibt ein brauchbares Drehbuch.

Wenn er die zwei möglichen Amtszeiten regiert, vergehen acht Jahre. Was wird Will Smith in acht Jahren machen?
SMITH: Entweder diesen Film - oder ich werde selbst Präsident.