"Museo Nitsch" steht auf Schildern, wie sie zu den Sehenswürdigkeiten Neapels führen. Vor der zentralen Piazza Dante zeigt der Pfeil ins Gassengewirr. Stiegen führen bergan. Die Gassen werden enger. Marienaltäre kleben an Hauswänden, Plastikblumen bleichen davor, Neonlicht erhellt die Madonna. Am toten Ende des vico lungo Pontecorvo endlich das Museum. "Stazione Bellini" steht über dem Eingang, 1925. Hier war einst ein kleines E-Werk. Vor der Terrasse liegt die Stadt, der Golf, der Vesuv. Eine Wolke verdeckt den Krater, Menschentrauben den Eingang.

Haus für das Lebenswerk. Giuseppe "Peppe" Morra, der betuchte Kunstsammler und Mäzen aus Neapel, hat Hermann Nitsch dieses Haus gewidmet. Seit mehr als 30 Jahren sammelt er seine Werke, druckt seine Bücher, veranstaltet Aktionen im eigenen Weinberg mitten in der Stadt. Nun hat er dem verehrten Freund ein Haus für das Lebenswerk gewidmet, wie es schöner nicht sein könnte. Einfache Räume mit offener Dachkonstruktion und Holzböden, oben drauf eine riesige Dachterrasse. Alles dient dem einen Zweck das Gesamtkunstwerk Hermann Nitsch so gut wie möglich sichtbar zu machen und es fortzuführen.

Reste seiner Aktionen. Nitsch verhält sich zu seinem Schaffen etwa so wie ein Heiliger zu seinen Reliquien. Das Werk sind die Reste seiner Aktionen - Werkzeuge, Videos, benützte Gerätschaften. Wie alles kam, sieht man auf den Bildschirmen. Wummernde Klangteppiche liegen aus, das Orgien-Mysterien-Theater, das Nitsch in den 1950er-Jahren erfunden hat, richtet sich an alle Sinne.

Mann der Tat. Nitsch sitzt in einem Seitentrakt und telefoniert. Zwischen den Fingern wuzelt er seine Rede, in großen Blockbuchstaben geschrieben, italienisch. Er ist verlegen, so viele Leute stehen um ihn herum, fotografieren ihn, reden ihn zaghaft an. Aber sein Italienisch ist nur rudimentär. Die Eröffnungszeremonie ist es auch. "Ich bin kein Mann der Worte, ich bin ein Mann der Tat", sagt Morra. In der Tat. Er hat Millionen aus dem Privatvermögen investiert, alle Hürden der Bürokratie überwunden. Die Politiker zollen ihm Respekt dafür. Öffentliche Kulturgüter zu schützen gehe nicht so effizient, klagen sie.