Nachträgliches, recht großes Lob bekam die scheidende Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) am Donnerstag vom ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon: Die Partei nehme ihre Entscheidung, sich ganz aus der Politik zurückzuziehen, "mit Respekt" zur Kenntnis. In einer Aussendung attestierte er Kdolsky "Einsatz für die Geschlossenheit der Partei" und "Professionalität". Die Reaktionen der Oppositionsparteien fielen alles andere als positiv aus.

Gespräch mit Molterer. Kdolskys habe ihren Entschluss zum Rückzug in einem Gespräch mit Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) gefällt, meinte Missethon. Er dankte ihr "im Namen der Österreichischen Volkspartei" für ihre Arbeit und lobte auch die "zahlreichen Verbesserungen" in ihrer eineinhalbjährigen Amtsführung - konkret die Flexibilisierung des Kindergeldes, die Mehrkindfamilien-Förderung, den "an der Praxis orientierten Nichtraucherschutz" und ihren "Kampf um die Sicherheit und Gesundheit der Jugend".

"Scherbenhaufen". Andere Parteien sahen keinen Grund, die scheidende ÖVP-Ministerin zu loben. Kdolsky hinterlasse nach eineinhalb Jahren fehlender und erfolgloser Gesundheitspolitik einen "Scherbenhaufen", meinte der Grüne Gesundheitssprecher Kurt Grünewald. FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein zeigte sich "gelassen und auch erleichtert", denn diese Entscheidung Kdolskys bedeute "bestimmt keinen Verlust für das österreichische Gesundheitswesen".

"Beschämend". BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz ließ sich nicht auf eine Beurteilung Kdolskys ein, sondern richtete seine Kritik gegen die ÖVP: Es sei "beschämend", wie die ÖVP mit Frauen in Führungspositionen umgehe. Er erinnerte daran, dass mit Kdolsky schon die zweite Molterer-Stellvertreterin abgelöst worden sei - nach dem Abgang der Tirolerin Elisabeth Zanon.