Sie drehen über Ostern in Indien die letzten Szenen für Ihren Film über Josef Winkler. Was genau werden Sie da auf Leinwand bannen?
Michael Pfeifenberger: Unter anderem werden wir in Varanasi die Ghates filmen, die Verbrennungen und den dortigen Totenkult, der für Josef Winkler und seine Literatur ja sehr wichtig war.

Worauf darf man eigentlich gespannt sein - ein literarisches Porträt?
Michael Pfeifenberger: Nein, eher ein literarisches Roadmovie über Josef Winkler, seine Literatur in all ihrer Radikalität und Selbstentblößung. Aber natürlich kommt auch der private Josef Winkler vor - unter anderem als liebevoller Vater.

Warum Josef Winkler?
Michael Pfeifenberger: Für mich ist er einfach einer der bedeutendsten deutschsprachigen Literaten. Und dazu kommt noch eine persönliche Nähe zu seinen Figuren und der streng katholischen Atmosphäre in seiner Literatur, diesen Bauerndörfern.

Sind Sie auch so aufgewachsen?
Michael Pfeifenberger: Ja, ich bin im Salzburger Lungau in einem Bergdorf aufgewachsen und bin durch die Erzieher der Schule und durch die Umgebung katholisch gebrandmarkt worden - ebenso wie Josef Winkler war ich zum Beispiel Ministrant. Ein anderes Identifikationsmoment ist dieses schlechte Gewissen, das man permanent hat, wenn man katholisch erzogen worden ist. Diese Parallelen in der Umgebung - da wollte ich Josef Winkler unbedingt kennen lernen.

Wie viel Filmmaterial gibt es schon?
Michael Pfeifenberger: Der Rohschnitt ist fast fertig, schließlich kommt der Film im Herbst in die Kinos. Jetzt kommen noch die Szenen hinein, die wir über Ostern in Indien drehen werden. Alles in allem haben wir bisher Rohschnitt-Material von ungefähr 40 Stunden für die insgesamt 83 Kinominuten.

Wo wurde überall gedreht?
Michael Pfeifenberger: In Klagenfurt, in Kamering (Anm.: da ist Josef Winkler aufgewachsen), in Tan

zenberg, im Lesachtal... Wir haben auch einige Szenen aus Josef Winklers Jugendzeit nachgestellt, wo er von seinem Sohn Kasimir gespielt wird. Da entsteht das Bild von Josef Winkler in der Jetztzeit, von Josef Winkler als Jugendlicher und zugleich ist es ein Bild von dieser Vater-Sohn-Beziehung.

Sie haben auch in Mexiko gedreht?
Michael Pfeifenberger: Ja, zu Allerheiligen. Josef Winkler ist ja ein Zwischen-den-Welten-Wandernder und er hat den Wunsch geäußert, Mexiko da hineinzunehmen, weil das gut zu seiner Literatur passen würde. Und auch für mich als Filmemacher ist das eine wunderbare Sache, weil die katholischen Bilder in Mexiko gut korrespondieren mit dem österreichischen Katholizismus. Wobei der Katholizismus in Mexiko um einiges bunter ist, da ist viel mehr Lebensfreude. In Österreich ist der Tod schwarz, grau und traurig. Hier würde niemand auf dem Friedhof tanzen und singen und sich am Grab betrinken.

Wie kann man sich das im Film vorstellen? Werden da österreichische und mexikanische Begräbnisriten gegengeschnitten?
Michael Pfeifenberger: Ich folge einfach sehr lebendig den Winklertexten, wo dann eben die Szenen in Kärnten und in Mexiko ineinander greifen. Es soll ein mosaikartiges Ineinander-Fließen sein, so dass am Schluss das Gemälde "Josef Winkler" entsteht.

Werden Sie die österreichischen Osterbräuche in Indien nicht vermissen?
Michael Pfeifenberger: (lacht) Nein. Nur die Ostereier, die schmecken immer besonders gut.