Ende 2005 zog Hermann Nitsch mit seinem Orgien Mysterien Theater in das Wiener Burgtheater ein. Im Vorjahr gastierte er mit seinen Schüttbildern im Berliner Gropius-Bau. Und als Draufgabe eröffnete er gestern Abend in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde Mistelbach sein eigenes Museum (wir berichteten). Nitschs Lebensmittelpunkt ist und bleibt aber das Schloss Prinzendorf, das der wohl bekannteste und zugleich umstrittenste Künstler Österreichs seit mehr als 35 Jahren bewohnt, mit Aktionen bespielt und sorgsam renoviert.

Schüttboden im zweiten Stock. "Hier gibt es immer was zu tun", sagt Hermann Nitsch beim Rundgang durch das Schloss. Und er meint damit, dass es hier vor allem für seine Frau Rita immer was zu tun gibt. "Denn sie ist es, die sich um die Bauaufgaben, Renovierungsarbeiten und Einrichtung kümmert. Ich beschäftige mich vorrangig mit meiner Arbeit". Dieser geht der Künstler meist im so genannten Schüttboden nach, der sich im zweiten Stock des Schlosses befindet. Der Name ist reiner Zufall, erklärt Nitsch, denn früher wurde hier nicht Farbe, sondern Getreide geschüttet.

Bilder überall. Im Stockwerk darunter befinden sich die Wohn- und Büroräume der Nitschs, "die alten Möbel und Teppiche die Sie hier sehen, stammen größtenteils aus dem Dorotheum." Nicht zu erwähnen braucht man hingegen, von wem die rund einhundert Bilder an den Wänden stammen - wohl aber, wer die Auswahl der Kunstwerke trifft: "Es ist bis auf wenige Ausnahmen meine Frau", sagt der Schlossherr und fügt hinzu: "Einmal hat sie sogar eine Montage zusammengestellt, die dann genau so von einem Museum gekauft wurde". Und Rita Nitsch: "Ich versuche, die Arbeiten so oft es geht auszuwechseln, um neue Situationen zu erzeugen". Derzeit sei das jedoch nicht ganz einfach, "weil viele Bilder ja nach Mistelbach gebracht wurden". Und leise: "Aus diesem Grund habe ich schon ein paar in Sicherheit gebracht".

Essen und trinken. In der Küche erwartet uns neben blitzenden Nirosta-Geräten und einem gemütlichen Holztisch auch Köchin Veronika, die seit mehr als 25 Jahren für das leibliche Wohl der Schlossbesitzer, Assistenten und "von hunderten von Gästen jährlich" sorgt. Heute gibt es Nudeln, Salat aus dem Schlossgarten und, ganz wichtig, ein Gläschen Wein aus eigenem Anbau. "Ich kannte Prinzendorf ja schon lange bevor ich das Schloss gekauft habe", erzählt Nitsch bei Tisch, "und jede Fahrt hierher zu den Verwandten war immer auch mit Weinkellerbesuchen verbunden. Das ging gar nicht anders, denn die Prinzendorfer hatten eine Riesenfreude, wenn sie einen Wiener betrunken machen konnten".