Was fasziniert Sie an Jules Verne, der die ebenso prophetische wie aktuelle Geschichte "Reise zum Mond" verfasste?
Rufus Beck: Er hat wissenschaftliche Voraussagen gemacht, die oft hundert Jahre später genauso eintrafen. Schließlich waren es ja die Amerikaner, die als erste den Mond erobert haben. Verne hat sich dabei sehr genau an den technischen Status Quo seiner Zeit angelehnt und geschaut: Was ist möglich? Und das hat er dann schriftstellerisch weitergedacht. Er hat sich zum Beispiel überlegt: Wo könnte das Unternehmen stattfinden und da hat er sich für Tampa Town entschieden, das ist nur ein paar Hundert Meilen von Cape Canaveral, der NASA-Raketenbasis, entfernt. Das ist schon ungeheuerlich. Aber er hat auch dieses Wissenschaftliche - er hat die "Science Fiction" ja praktisch gegründet - wunderbar verbunden mit einem sprachlichen Humor und einer genauen Beobachtungsgabe.

Die Geschichte spielt am Ende des amerikanischen Bürgerkrieges. Wie aktuell ist sie heute?
Rufus Beck: Sehr aktuell, das ist "Bowling for Columbine". In Michael Moores Film gibt es ja ein Interview mit Charlton Heston, diesem Wahnsinnigen, in dem er für Waffen eintritt und dafür, dass Amerikaner sich verteidigen dürfen. Und genau das ist da drin in dem Roman, denn es geht eben um einen Club von Waffenverrückten, normalerweise würde man sagen: lauter Unsympathen, Faschisten, Menschenverächter. Aber Jules Verne schafft es, dass sie sympathisch sind. So sind Amerikaner auch: Sie haben eine Idee und sind überzeugt davon, dass man sie umsetzen kann. Vor technischen Grenzen scheuen sie nicht zurück, sonst wären sie nicht auf den Mond geflogen.

Sie übernehmen bei Ihrer "Reise zum Mond" alle Rollen. Wie kann man sich den Abend vorstellen?
Rufus Beck: Ich habe eine große Leinwand auf der Bühne und die ist sozusagen mein Bühnenbild. Auf diese Leinwand werden Räume projiziert, aber auch Diagramme. Zum Beispiel sieht man Pläne von der Kapsel. Ich habe dafür die Originalradierungen der Erstausgabe von Jules Verne genommen. Das sind Schwarz/Weiß-Radierungen, die ich teilweise koloriert, teilweise freigestellt habe. Den Charme des 19. Jahrhunderts wollte ich unbedingt beibehalten, auch wenn es bei mir ein animierter Bilderbogen aus Fotos und Filmen ist.