Seit sich Nicolas Sarkozy an einem symbolischen Ort ein Museum für französische Geschichte wünscht, streiten sich die schönsten Schlösser und Gebäude um diesen zukünftigen Geschichtstempel. Im Rennen sind die Schlösser Fontainebleau, Vincennes, Versailles, das "Hotel des Invalides", der Grand Palais und das Palais de Chaillot gegenüber dem Eiffelturm. Frankreichs neuer Kulturminister Frederic Mitterrand wünscht sich Fontainebleau, das Verteidigungsministerium das Schloss von Vincennes. "Es gibt mehrere Projekte, sie müssen diskutiert werden, auch etwas Polemik muss dabei sein", sagte Sarkozy vor wenigen Wochen. Der französische Präsident will seine Entscheidung über den Standort des zukünftigen "Musee de l'Histoire de France" in wenigen Wochen fällen.

Politisches Tauziehen

Am heftigsten stritten sich Kultur- und Verteidigungsministerium um das zukünftige Sarkozy-Museum. Frankreichs Ex-Kulturministerin Christine Albanel, die nach der Kabinettsumbildung im Juni durch Frederic Mitterrand abgelöst wurde, votierte für das Hotel des Invalides und machte den historischen und zentralen Charakter des Ortes geltend. Die rechteckige Militäranlage mitten in Paris wurde im Auftrag des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. in den Jahren von 1670 bis 1676 als Heim für kriegsversehrte, berufsunfähige Soldaten erbaut. Der bekannte Invalidendom, in dem sich das Grabmal Napoleons befindet, kam erst 1706 hinzu.

Im Hotel des Invalides befinden sich bereits vier Museen, zu denen 2008 das Historial Charles-de-Gaulle gekommen ist. "Die Invaliden sind zum Bersten voll", erklärte das Verteidigungsministerium, dem diese Museen unterstehen und das um sein Hoheitsgebiet fürchtet, sollte Sarkozy sich für "les Invalides" entscheiden. "Wir wollen nicht, dass dieser Ort dem Ministerium für Kultur unterstellt wird, dem auf diese Art und Weise unsere bisherigen Investitionen in die Einrichtung zugutekommen würden", hieß es weiter.

Deshalb kämpft das Verteidigungsministerium für das Schloss von Vincennes. Ein Gebäude im Osten von Paris, das auf diese Art aus seinem Dornröschenschlaf erwachen könnte. Das Schloss von Versailles ist im Rennen um das zukünftige Museum etwas abgefallen. Der Präsident des Schlosses und der Domäne, Jean-Jacques Aillagon, wollte an das Projekt von König Louis-Philippe anknüpfen, der dort 1837 ein historisches Museum zum Gedenken an alle Glorreichen Frankreichs eröffnete.

Glaubt man der französischen Fachpresse, dürfte als Sieger aus diesem Museumsstreit das 60 Kilometer südlich von Paris gelegene Schloss von Fontainebleau hervorgehen. Der neue Amtsinhaber des Kulturministeriums hat sich mehrmals positiv zu diesem geschichtsträchtigen Ort geäußert. Am 20. April 1814 hat Napoleon I. dort seine Abdankungsrede gehalten und sich von seiner Garde verabschiedet, bevor er ins Exil auf die Insel Elba ging.

Sarkozy hat dieses Projekt eines zukünftigen Museums für französische Geschichte im Jänner 2009 anlässlich seiner Neujahrswünsche offiziell vorgestellt. Doch die Idee hat der Politiker bereits kurz nach seiner Präsidentschaftswahl im Jahr 2007 in einem Brief an die ehemalige Kulturministerin Albanel formuliert: "Es gibt keinen Ort, an dem die französische Geschichte in ihrer Gesamtheit hinterfragt wird", heißt es in der Zuschrift. Das neue Museum, das nach Wunsch des Präsidenten an einem für Frankreichs Geschichte symbolischen Ort entstehen soll, soll die "französische Identität" verstärken.