Herr Direktor, wie geht's Ihnen denn vor Ihrem letzten Opernball als Chef der Staatsoper?IOAN HOLENDER: Nicht anders als vor all den anderen.

Schwingt - Hand aufs Herz - gar keine Wehmut mit?HOLENDER: Keine Spur. Denn für mich ist dieser Opernball nicht so wichtig wie für viele andere. Für mich als Direktor der Wiener Staatsoper sind von den 300 Abenden, die unser Haus im Jahr sozusagen "im Einsatz" ist, die anderen 299 die wirklich maßgeblichen. Den Opernball muss ich machen, ob ich will oder nicht. Beziehungsweise musste ich ihn machen...

Der heurige Opernball ist der elfte, den Sie zu verantworten haben. Gibt es Dinge, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung bleiben werden? Positiv wie negativ?HOLENDER: Nein. Es gab schöne Momente, natürlich auch nicht ganz so schöne. Aber ich stelle da keine Rangliste auf.

Ist der Ball nicht ein wenig verkommen im Lauf der Jahre? Zumindest in seiner Wirkung nach außen hin? Stichwort Lugner?HOLENDER: Die Außendarstellung ist tatsächlich eine eigenartige. Da wird jede Unterhose, die auf dem Ball von jemandem getragen wird, schon Tage im Vorfeld in so manchen Magazinen abgebildet und pausenlos widmen sich die Medien den Gästen, die kommen werden oder auch nicht. Auch wenn es sich dabei, Sie haben den Herrn Lugner angesprochen, um Personen handelt, die eigentlich keine wirkliche Relevanz haben.

Soll heißen, Sie können mit der Berichterstattung rund um den Ball wenig anfangen.HOLENDER: Genau. Fernsehen und Zeitungen haben aus dem Ball eine unverhältnismäßige Absurdität gemacht. Und generell möchte ich an dieser Stelle schon eines festhalten: Von diesem Ball werden Stunden und Stunden übertragen, aber sonst wird aus der Oper nichts gezeigt. Da stelle ich mir die Frage, ob dieser Ball tatsächlich wichtiger ist als das, was sonst hier passiert.

Und wie lautet ihre Antwort?HOLENDER: Der Ball ist natürlich nicht wichtiger.

Aber einmalig im Jahr.HOLENDER: Das stimmt.

Noch ein Wort zu den Medien, zum Fernsehen im Speziellen. Wie fast jedes Jahr sorgen die Moderatoren für Schlagzeilen. Von Heinzl über Haider bis hin zu Gottschalk. Haider nannte Sie ja einen "alternden, rumänischen Tennislehrer".HOLENDER: Ich bin in der Oper und sitze nicht vor dem Fernseher. Und auf die Äußerungen des Lieblingsmoderators des ORF reagiere ich schon lange nicht mehr.