Die Bühne blieb eine geschlagene Stunde leer. Stattdessen verteilte die Choreografin Kroot Juurak Mikrofone und Texte über diese theatrale Provokation, die Freiwillige aus dem Publikum vorlasen. Die Performance "Scripted smalltalk" war geschickt am Ende der zweieinhalbtägen Veranstaltungsreihe "Feedback" des "Tanzquartier Wien" positioniert, denn Juuraks inszenierte Publikumsbeteiligung führt den Begriff des Feedbacks ad absurdum.

Ein amüsanter Gag, welcher der ernsthaften Intention der Veranstaltungsreihe keinen Abbruch tat. Angetreten war man, Ausschnitte aus dem (wahl)österreichischen zeitgenössischen Tanz- und Performancegeschehen geballt zu präsentieren. Walter Heun, Leiter des "Tanzquartier Wien", programmierte zehn erfolgreiche Arbeiten der letzten zwei Jahre für Einheimische und angereiste Führungskräfte europäischer Tanzhäuser. Letztere sollten gustieren, um in weiterer Folge Produktionen zu Gastspielen einzuladen.

Bandbreite

Zu sehen gab es Solos, Duos und Gruppenarbeiten, Nachwuchs und Profilierte. Der performative Blick reichte von clowneskem Entertainment, über medien- und europakritische Collagen bis zum spartenübergreifenden Gesamtkunstwerk. Während sich die Jungen im Kleinen auf hohem Niveau ausprobierten, bedienten sich die Arrivierten häufig größere Formate und blendeten dabei gelegentlich mit überbordeter Technik. So enttäuschte beispielsweise die Produktion des Steirischen Herbstes "Maschinenhalle #1". Das coole Konzept mittels Tanzschritten auf sensorischen Platten die Tasten von Klavieren automatisch anzuschlagen, erwies sich in der Umsetzung als überraschend grobkörnig, da lediglich prägnante rhythmische Strukturen entstanden, jedoch keine Tonfolgen oder Melodiebögen. Auch die Choreografie verzettelte sich in vergleichsweise konventionellen Schwüngen, Drehungen und Sprüngen.

Galten früher Tabubrüche, asketische Konzepttreue und endloses Geplapper als Negativklischees von Performance, so muss sich die Gattung heute häufiger den Vorwurf des "Zuviel" gefallen lassen. So kamen bei "Feedback" tendenziell entschlackte Produktionen besser über die Rampe. Fabelhaft zerzauste etwa das junge "Loose Collective" unter Aussparung von Bühnenbrimborium und Lichtzirkus das Genre des Musicals. Dramaturgische Konventionen scherten niemand einen Pfifferling. Die Geschichte wird eingangs erzählt, danach spielt das großartige Ensemble nur mehr Schlüsselszenen plus eigene Assoziationen, mit dem Effekt, das Publikum trotz Einführung gehörig zu verwirren und so ungeahnte Tiefen der gemeinhin seichten Gattung zutage zu fördern.

Insgesamt ein starkes Lebenszeichen der österreichischen Performanceszene, die Gastspiele im In- und Ausland mehr als verdient.