Dessous. Eine Kulturgeschichte hautnah" und "Fleischerslust. Von Produktion und Genuss", das sind die Titel der beiden Ausstellungen des Landesmuseums. Hier wird scheinbar versucht, einem Trend gerecht zu werden, führt doch die zeitgenössische Bewegung in der Museumspädagogik weg vom musealen Tempel als Gralshüter der Tradition hin zu einem Museum als Ort des kulturellen Lernens.

Das Plakat zur "Dessous"- Ausstellung, das nicht nur die Vorderseite des Museums großflächig ziert, sondern auch in sämtlichen regionalen Printmedien zu finden ist, stellt klar, dass weder eine Diskussion des Themas noch kulturelles Lernen intendiert sind. Das Phänomen der Alltagsgeschichte heißt hier Unterwäsche und es kann nur eine Erkenntnis gewonnen werden: Diese Ausstellung ist von Männern für Männer gemacht.

Augenzwinkernd wird darauf vertraut, dass Jedermann weiß, dass mit Dessous (entgegen der reinen Wortbedeutung, die das "Darunter", also die "Unterwäsche" im Allgemeinen meint), weibliche Reizwäsche assoziiert und diese Erwartungshaltung auch bedient wird. Erotik ist dieser Auffassung nach noch immer im katholisch- halbverbotenen schlüpfrigen Bereich eines voyeuristischen Porno-Schmuddelverständnisses angesiedelt.

Ein vulgäres und misslungenes Plakatsujet, das in seiner grafischen Gestaltung an die billigen Flugzettel oder Inserate von Laufhäusern und Gogo-Bars erinnert, legt diese Deutung nahe. Wir sehen eine Dame, die bestens geeignet wäre, eines der zahlreichen Kärntner Bordelle zu bewerben. Die Blondine ist oben nackt, ansonsten mit einem schwarzen String-Tanga und Strapsen bekleidet und schmiegt sich an die Hüfte des hilfesuchend in die Weite blickenden Jünglings vom Magdalensberg. Ihren Allerwertesten reckt die namenlose Körperbesitzerin in Richtung Kamera, um einen lasziv-aufreizenden Blick zu wagen.

Als Betrachterin fühle ich mich von sexistischen Bildern dieser Art in meiner Würde als Mensch beleidigt und als potentielle Rezipientin des obersten institutionalisierten Museumsbetriebes des Landes ignoriert oder verhöhnt, je nach Auslegung. Vermutlich werde ich meinen drei Töchtern, alle Schülerinnen und somit vorrangiges Zielpublikum des Museums, nicht erklären können, wie dieses Plakat mit dem Bildungsauftrag des Kärntner Landesmuseums vereinbar ist. Hier wird die Frau ein weiteres Mal zum Objekt des männlichen Blicks degradiert, leider nichts Neues in der traditionell stark männlich geprägten Kärntner Gesellschaft.

Das zweite Plakat zeigt einen Fleischwolf, aus dem das gerade darin verarbeite Fleisch hervorquillt und ist betitelt mit "Fleischerslust". Denkt frau zuerst an Fleischeslust, woraus sich sofort der unmittelbare und bedenkliche Bezug zur anderen Ausstellung des Hauses herstellt, so führt einen der eingefügte Buchstabe R auf einen anderen Weg. Es geht also nicht um die Lust des Fleisches, sondern um die Lust des Fleischhauers.

Angesichts der Problematisierung des grenzenlosen Fleischkonsums halte ich auch dieses Thema für grenzwertig. Diesbezügliche Mäßigung würde ethisch und ökologisch Sinn machen. Solche Reflexionen sind in dieser Ausstellung nicht Gegenstand und wahrscheinlich auch unerwünscht, soll hier doch offensichtlich so etwas wie die "Potenz des Metzgers" abgefeiert werden.

Fleischerslust" heißt die Ausstellung allen Ernstes und ich frage mich, welche Lust hier wohl gemeint ist? Ist es die Lust des Fleischers, der sich in einem Bordell auslebt oder ist es dessen Ekstase beim Zerteilen noch warmen, blutigen Fleisches oder ist gar des Metzgers Freude bei der Anbringung einer offenen Wunde an der Stirn einer Bordellbesitzerin gemeint?

Im Februar 2009 wurde bekannt, dass der Landesinnungsmeister der Fleischer und zu dieser Zeit auch Kandidat der Klagenfurter Volkspartei, in einem Gewaltexzess in einem Bordell dessen Chefin Bier in das Gesicht geschüttet und ihr dann das Glas auf der Stirn zerdrückt hat. Die schwer verletzte Frau wurde mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht. Die Geschichte wurde in den Medien berichtet, woraufhin der Metzger nach zögerlichem Hin- und Her seine Kandidatur für den Gemeinderat zurückzog.

Karrieretechnisch hat ihm das nicht geschadet. Das "old boy network" hilft und stützt wirksam. Die Entscheidungsträger des Museums ermöglichen dem Innungsmeister, jenem Mann, der andernorts einen tätlichen Übergriff in einem Bordell mit den Worten "ich habe halt einen Zorn bekommen" begründet, sich ausgiebig als Chef eines vorbildlichen Leitbetriebes zu präsentieren.

Übrigens, als Zusatzbonus laufen in der Eingangshalle in einer Endlosschleife die "Highlights" der Kärntner Landesgeschichte unkommentiert über den Bildschirm: Aufmärsche zur Volksabstimmung, fahnenschwingende Burschen, Blasmusikkapellen und gestürzte Ortstafeln stimmen die Besucherin entsprechend ein und helfen noch einmal, die Selbstperpetuierung des ewiggestrigen Kärntner Männerbildes in Gang zu halten.