Wie ein gläsernes Zirkuszelt wirkt die protzige Kuppel im Herzen Berlins, in der sich der smarte Moderator Günther Jauch ab heute jeden Sonntag (ARD, 21.45 Uhr) mit verschiedenen Gästen aus dem Polit- und Wirtschaftsuniversum zum Plausch trifft. Bescheidenheit soll damit wohl nicht demonstriert werden, wenn der 55-Jährige hier ein weiteres Erfolgskapitel seiner ruhmreichen Karriere starten will.

Um für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gewappnet zu sein, verzichtet Jauch sogar auf seine Werbeverträge, obwohl er die Einnahmen daraus stets wohltätigen Zwecken zuführte: "Diese selbst verordnete Abstinenz erleichtert meine Arbeit für die ARD." Die Erwartungen sind hoch, schließlich musste sogar die profilierte Talkerin Anne Will den Königssendeplatz für Jauch räumen. Dieser will den Erwartungsdruck aber nicht gleich auf sich nehmen: "Wir werden 10, 20 oder 30 Ausgaben brauchen, um am Konzept zu feilen. Es wird eine Evolution, aber keine Revolution geben."

Risiko

Selbst für einen scheinbaren Alleskönner wie Jauch wird die Eroberung des deutschen Talk-Throns kein leichtes Unterfangen. Die ARD-Talkoffensive setzt den Zusehern zwischen Sonntag und Donnerstag mit Jauch, Plasberg, Maischberger, Will und Beckmann gleich fünf verschiedene Formate vor. Zudem kennt man Jauch aus dem locker-leichten Unterhaltungssegment. Kein Wunder, dass er vor der Premiere Lampenfieber hat: "Die Leute werden mich in einer anderen Rolle sehen, die wird nicht allen gefallen." Die RTL-Show "Wer wird Millionär?" wird er trotzdem weiter präsentieren.

Den Polit-Talk sieht Jauch als "politische Gesprächsrunde im weiteren Sinn". Wichtig ist ihm, dass "der Zuseher klüger aus der Sendung herausgeht. Einspieler werden Begriffe innerhalb von 60 Sekunden erklären." Dies könnte der Sendung zum Erfolg verhelfen - und Jauch nun auch zum Infotainment-König machen.