Wenige Tage vor Ende des (Sommer-) "Festival Ljubljana" servierte man lupenreinen Tanz im Doppelpack. Der 66-jährige russische Choreograf Eifman ist in seiner Heimat eine gefeierte Größe. Mit seiner 1977 gegründeten freien Kompanie Boris Eifman reüssierte er sowohl vor als auch nach der Perestroika und schuf im Laufe der Jahrzehnte ein beeindruckendes Repertoire von über vierzig Balletten.

In Ljubljana standen nun "Onegin" und "Don Quixote" auf dem Programm. Ängste vor verstaubtem, klassischem Gehopse erwiesen sich als überflüssig, denn Eifman strafft "alte" Stoffe sanft und spannt den roten Faden überschaubar.

Am Wendepunkt

"Onegin", 2009 entstanden, atmet den Zeitgeist der Wende. Eifman durchsetzt darin die ursprüngliche Musik Tschaikowkys mit Nummern der russischen Rock-Band Alexander Sitkovetsky, als solle sich die gesellschaftliche Öffnung auch in Akkorden und Harmonien widerspiegeln. Sowohl die expressiven Klavier-Soli als auch der verzerrte E-Gitarren-Sound passen haarscharf zum Weltschmerz und Liebeskummer des stolzen Onegin, der aus Hochmütigkeit die liebenswürdige Tatjana für immer verliert.

Boris Eifman integriert Jazz Dance Elemente und arrangiert die Gruppenszenen musical-like. Wobei seine Truppe vermutlich auch Hip Hop oder Butho tanzen könnte und alle wäre hingerissen, denn das Ensemble strotzt vor technischer Genauigkeit, Virtuosität und Ausdruckskraft. Sprünge, Hebungen, Pirouetten...: alles kein Problem.

Gegen den Strich

In "Don Quixote" (1994) blüht Eifmans komisches Talent auf. Wieder bürstet er die (alte) Geschichte gegen den Strich. In seiner Version erlebt der Mann aus La Manche die Abenteuer im Kopf als Patient einer psychiatrischen Klinik. Der Choreograf zeigt sich dabei als Meister der Charakterisierung von Menschen durch Bewegung. Köstlich, wenn etwa Don Quixotes Mitbewohner zwischen tollpatschigen Clowns, ängstlichen Entmündigten oder spielfreudigen Kindern lavieren.

Am Ende klatscht das Publikum im Takt der schmissigen Mazurka- und Walzerklängen des gebürtigen Wiener Komponisten Ludwig Minkus.

Mögen Ballett-Kompanien dieses Formats weiterhin in Ljubljana Station machen!