Mit Bravos wurde "Le Havre" des bereits mehrfach prämierten Finnen Aki Kaurismäki bedacht. Zu Recht. Wie ein französischer Schuhputzer einem afrikanischen Flüchtlingskind von der Normandie nach England verhilft, ist bezaubernd. Ein rundum schöner Film, für den der Regisseur die Hafenstadt ausgewählt hat, "weil es das Memphis von Frankreich ist, voller Blues, Soul und Rock'n' Roll. Noch logischer, was das Flüchtlingsproblem betrifft, wäre freilich eine Stadt in Italien gewesen, aber diese Geschichte kann innerhalb der gesamten EU passieren", erklärt Kaurismäki.

Foster, Gibson und ein Biber

Außer Konkurrenz stellte Jodie Foster ihre neue Regie-Arbeit "Der Biber" vor, die sie überraschend mit Mel Gibson besetzte, der durch seine privaten Eskapaden ja längst kein Kassenmagnet mehr ist. Er spielt einen depressiven Familienvater, der eine Beziehung zu einer Puppe in Gestalt eines Bibers aufbaut. "Dank Mels persönlicher Situation versteht man, dass man es hier mit einem Menschen zu tun hat, der mit seinen Dämonen kämpft", erklärt Foster ihre Wahl.

Goldene Palme für Belmondo

Seinen Frieden mit Cannes schloss am Dienstag Jean-Paul Belmondo. 1974, als er hier im Film "Stavisky" verrissen wurde, hatte er geschworen, nie mehr nach Cannes zu kommen. Jetzt kam er doch, denn er wurde für sein Lebenswerk geehrt. Die Auszeichnung wurde dem 78-Jährigen am Dienstag unter minutenlangem Applaus überreicht. Zu dem Galaabend, auf dem auch ein Dokumentarfilm über die Ikone des französischen Kinos gezeigt wurde, waren die engsten Freunde geladen, darunter auch die Schauspielerin Claudia Cardinale.