Markus Schleinzer gelang in Cannes mit seinem Debüt "Michael" ein Coup erster Klasse: "Superb!", lobt das Branchenblatt "Variety" die Leistung von Hauptdarsteller Michael Fuith. Die "New York Times" vergibt drei von vier Sternen, die französische "Premiere", die höchste Wertung, der "Figaro" derweil die schlechteste.

Der Regisseur selbst ist zufrieden, auch mit den Buhs: "Das soll ja ein Film sein, der kontrovers aufgenommen wird", sagte er am Morgen danach unserer Zeitung. "Wäre danach tosender Applaus ausgebrochen, würde man mit diesem Thema etwas falsch machen". Dass man Schleinzer bereits als heißen "Palmen"-Kandidaten handelt, hört er nur ungern: "Allein in Cannes dabei zu sein und dann gleich im Wettbewerb, ist für mich bereits eine Sensation".

Selbst den Gang über den roten Teppich beschreibt der 39-Jährige mit Bescheidenheit: "Das freut mich für den Film, mir persönlich ist das aber eher unangenehm. Ich lasse mich ungern feiern - das wissen auch meine Freunde, denen ich noch Hunderte von Geburtstagsfesten schulde."

Ob Schleinzer an der Croisette ums Feiern herumkommt? Die bisherigen Beiträge boten nämlich kaum Grund zum Jubel. Als Reinfall erwies sich "Habemus Papam" von Nanni Moretti, der 1994 mit "Caro diario" den Regiepreis und 2001 die "Goldene Palme" für "Das Zimmer meines Sohnes" in Cannes gewann.

Was als "King's Speech" à la Vatikan versprochen wurde, entpuppt sich als läppische Klamotte um einen frisch gewählten Papst (Michel Piccoli), der wegen Depressionen sein Amt nicht antreten will. Noch egomanischer als sonst spielt der eitle Moretti den behandelnden Psychiater.