Katy Perry hat ihre "California Dreams" Konzerte als traumhaften Ausflug in eine Konditorei konzipiert: Überdimensionale Zuckerstangen dominieren das Bühnenbild in einem schrillen, picksüßen Pop-Musical mit einer sympathischen, gesangsstarken Hauptdarstellerin. Am Sonntag durfte sich die Amerikanerin in der vollen Wiener Stadthalle über ihr "bisher größtes Publikum" der aktuellen Tournee freuen, wie sie sagte. Die Euphorie steigerte sich bei den Hits entsprechend, die weniger gut gezuckerten Songs "schmeckten" dagegen allerdings schal.

Ein wirklicher bunter Abend: Der New Young Pony Club durfte das Programm eröffnen. Die Londoner boten delikaten Indie-Pop mit Elektro-Elementen, tanzbar und hip, aber am völlig falschen Ort. Da hatte der nachfolgende DJ mit seinen Beats die besseren Karten, schließlich wähnte man sich in der Kinderdisco. Dass Kids den überwiegenden Teil ihrer Fans ausmachen, weiß Katy Perry. Ob deswegen ihre eine oder andere Anzüglichkeit (wie die - unbefolgte - Aufforderung, Brüste zu zeigen) stets im Rahmen blieb? Egal, es steht der Pastorentochter gut, trotz nackter Beine und tiefer Dekolletes keine gaga'schen Ambitionen zu haben.

"I Kissed A Girl"

"Teenage Dream" machte den Anfang - und soff ebenso wie das nachfolgende "Hummingbird Heartbeat" im Soundbrei ab. "Waking Up In Las Vegas" und "Ur So Gay" schepperten auch noch völlig überladen aus den Boxen, als ob der Mixer verschlafen hätte. Pure Popsongs live in härtere Arrangements zu packen, mag außerdem ambitioniert, aber wenig zweckmäßig sein. Die Augen bekamen da schon besseres geboten: eine witzige Video-Einleitung, grelle Kostüme, hydraulische Elemente, die Keyboards und Drums auf und ab beförderten, Tänzer und Pantomimen - gut eingesetzte, wenn auch nie besonders spektakuläre Showelemente.

"I Kissed A Girl" leitete Katy Perry wie beim Club-Gig vor etwa vier Monaten in der Arena mit einer Soul-Version ein. Man hätte sich mehr solcher Ideen gewünscht, gerade wenn sich Routine schwer bemerkbar machte und die Ironie in der Darbietung weit zurücktrat. War die Ballade "The One That Got Away" noch erträglich, konnte man sich am anschließenden akustischen Medley schwer verschlucken. Laut steht der 25-Jährigen eindeutig besser, wenn es auch nicht unbedingt ein Cover von Whitney Houstons "I Wanna Dance With Somebody" hätte sein müssen.

Aber mit sieben Singles in Serie, die sich jeweils mindestens eine Millionen Mal verkauft haben, und dem achten Hit im Anlaufen kann am Ende doch nichts schiefgehen: Spätestens bei "Firework" und "California Gurls" war die Stimmung eines vollen Hauses würdig. Da funktionierte die Symbiose aus Chart-Pop, Getöse, Spaßfaktor und theatralischer Inszenierung auch am besten.